Ich beginne jetzt eine Serie von Artikeln über die Mythen über den Westen –
das heißt über große als Wahrheit akzeptierte Lügen, die uns nicht erlauben den
Westen politisch so zu sehen wie er eigentlich ist.
Mit diesem Artikel entlarve ich zwei große Mythen, die historisch eng
miteinander verbunden sind und eigentlich untrennbar sind - der erste ist der Mythos über die Schuld der
Sowjetunion für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, der den Westen für diesen
Ausbruch unschuldig macht; der zweite ist der Mythos, dass das Gegenüberstehen
der westlichen „Demokratien“ und der Nazidiktatur im Zweiten Weltkrieg von der
Unversöhnlichkeit der demokratischen Werte mit den Grundregeln und der Praxis
der nazistischen Diktatur verursacht wurde.
Ich beginne mit diesen zwei Mythen weil die Beziehungen der westlichen
„Demokratien“ zu Nazideutschland definierend für den politischen Inhalt dieser
„Demokratien“ ist und weil mit der „Entschließung des Europäischen Parlaments
vom 19. September 2019 zur Bedeutung des europäischen Geschichtsbewusstseins
für die Zukunft Europas“, die die Schuld für den Ausbruch des Zweiten
Weltkriegs auf die „zwei Diktaturen“ - Nazideutschland und die Sowjetunion
völlig verschob, die Frage über diese Schuld wieder politisch sehr aktuell
wurde. Ich zitiere die meist relevanten Passagen der Entschließung: „B. In der
Erwägung, dass vor 80 Jahren, am 23. August 1939, die kommunistische
Sowjetunion und das nationalsozialistische Deutsche Reich den als
Hitler-Stalin-Pakt bekannten Nichtangriffspakt und dessen Geheimprotokolle
unterzeichneten, womit die beiden totalitären Regime Europa und die
Hoheitsgebiete unabhängiger Staaten untereinander aufteilten und in
Interessensphären einteilten und damit die Weichen für den Zweiten Weltkrieg
stellten“ und „M 2. betont, dass der Zweite Weltkrieg, der verheerendste Krieg
in der Geschichte Europas, als unmittelbare Folge des auch als
„Hitler-Stalin-Pakt“ bezeichneten berüchtigten Nichtangriffsvertrags zwischen dem
nationalsozialistischen Deutschen Reich und der Sowjetunion vom 23. August 1939
und seiner geheimen Zusatzprotokolle ausbrach, in deren Rahmen die beiden
gleichermaßen das Ziel der Welteroberung verfolgenden totalitären Regime Europa
in zwei Einflussbereiche aufteilten.“ Es wird nicht klar gemacht wie ein
Vertrag, der nur 7 Tage vor dem Ausbruch des Krieges, als die deutschen Truppen
ihre Stellungen die polnische Grenze entlang schon genommen hatten, zum
Ausbruch eines Krieges führen konnte, der viel länger als 7 Tage, eigentlich
zwei Jahrzehnte vorbereitet wurde, warum nicht die Nichtangriffsvereinbarungen,
die Großbritannien und Frankreich mit Nazideutschland schon hatten, sondern
genau diese Nichtangriffsverabredung den Zweiten Weltkrieg verursachte und warum
das Münchener Abkommen und die nachfolgende Auslieferung der Tschechoslowakei
an Nazideutschland zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieg keinen Beitrag geleistet
hat (München 1938 wird sogar nicht erwähnt!), aber die EU Institutionen geben
sich niemals die Mühe ihre Entschließungen, Anweisungen und Beschlüsse zu
argumentieren.
Ich werde dagegen hier die Frage über die Schuld für den Zweiten Weltkrieg
gründlich aufklären, wobei ich zum Unterschied vom Europäischen Parlament meine
Einstellung argumentieren werde. Ich werde die Zwischenkriegsbeziehungen der
„Demokratien“ mit Deutschland darstellen, denn genau diese Beziehungen machen
die Vorbereitungen zum Zweiten Weltkrieg sehr deutlich. Danach werde ich
schreiben wie und warum man zum Ribbentrop – Molotov Pakt gekommen ist und mich
mit dem Vertrag und dem Geheimprotokoll eingehend auseinandersetzen – nicht nur
mit den Texten, sondern auch mit der internationalen Situation, in der der
Vertrag unterschrieben wurde und mit seiner praktischen Bedeutung für die nachfolgenden
geopolitische Entwicklung und Verlauf und Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges.
Danach komme ich zurück zur Entschließung, denn dieses Dokument verdient mehr
Aufmerksamkeit.
Ich beginne mit dem ersten
Instrument der Vorbereitung dieses Kriegs - dem Friedensvertrag von Versailles,
der von den siegreichen „Demokratien“ und dem besiegten Deutschland
unterschrieben worden ist. Marschall Ferdinand Foch hat ihn nicht als Frieden,
sondern als Waffenstillstand für 20 Jahre bezeichnet und sich damit zum besten
Prophet des Zweiten Weltkriegs gemacht. Lenin hat ihn als Raubvertrag
charakterisiert und äußerte die Überzeugung, dass dieser einen neuen Weltkrieg
hervorbringen würde. Die Deutschen
durften sich an den Verhandlungen zu diesem Vertrag nicht beteiligen – man hat
sie nur mit den Ergebnissen dieser Verhandlungen bekanntgemacht. Deutschland
hat den Vertrag wegen Einschüchterung mit Einmarsch der Alliierten und mit
englischer Seeblockade unterschrieben und seine Repräsentanten haben unter
Protest ihre Unterschriften gestellt. Der Inhalt des Vertrags ist nicht
verschieden als seine auf Macht gestützten Vorbereitung und Prozedur. Er
stellte einen totalen Raub dar, was kein Land auf Dauer akzeptieren konnte. Der
Vertrag von Versailles ist ein Muster der Machtpolitik, eine ausgezeichnete
Darstellung der imperialistischen Politik, die zum ersten Weltkrieg geführt
hatte und stellt eine offenbare juristische Verwirklichung der eigentlichen
Ziele dieser Politik. Dazu muss man in Acht nehmen, dass Großbritannien und
Frankreich als große nette Schuldner an die USA den Krieg beendet hatten und
bevorzugten diese Schulden mit den deutschen Reparationen auszuzahlen –
Reparationen, die ursprünglich dem Gegenwert von 100 000 Tonnen Goldbars
entsprachen, nicht zu vergleichen mit dem bescheidenen damaligen deutschen
Bruttoinlandsprodukt. Kurzum, die zahlreichen Siegermächte des ersten Weltkrieg
hatten entschieden alle ihre ökonomischen und finanziellen Probleme auf Kosten
der Besiegten - Deutschland, Österreich,
Ungarn und Bulgarien zu lösen. Der Friedensvertrag von Versailles ist ein
Instrument der Etablierung der vollen Abhängigkeit von Deutschland von den
Siegermächten mit dem Ziel das Land für ihre außenpolitische Zwecke später
auszunutzen. Der Vertrag ist zugleich antirussisch und antisowjetisch – er
verpflichtet Deutschland antisowjetische Politik zu führen. Artikel 116
verpflichtet Deutschland die Unabhängigkeit aller Territorien, die Teil des
Russischen Imperiums am 01.08.1914 waren, anzuerkennen und alle mit der sowjetischen Regierung
abgeschlossenen Verträge – einschließlich den Brest Vertrag, zu kündigen. Das
alles sollte zur Spannung zwischen Deutschland und der Sowjetunion führen und
den deutschen Revisionismus im Osten zum Leben bringen. Artikel 117 verpflichtete
Deutschland, alle von den Siegermächten abgeschlossenen Verträgen mit Staaten,
die entstanden haben oder entstehen würden auf dem Territorium des ehemaligen
Russischen Imperiums, anzuerkennen. Zum Zeitpunkt der Vorbereitung des Vertrags
ging die Intervention der Siegermächte in Sowjet Russland im vollen Schwung.
Das Ziel der Intervention war Russland in vielen „unabhängigen“ Staaten zu
zerstückeln, die die westlichen Alliierten kontrollieren würden. Inzwischen hat
man die Unterstützung für die „Weiße Bewegung“ in Russland aufgegeben, weil die
Leiter dieser Bewegung für ein einheitliches Russland auftraten. Schon bei oder
gleich nach der Unterzeichnung des Vertrags wurde klar, dass die Intervention
scheitern würde und da hat man begonnen mit Deutschland und mit dem deutschen
Revisionismus zu rechnen.
Was in Verbindung mit unserem Thema wichtig ist, sind die militärischen
Bestimmungen, die Deutschland daran verhindern sollten, militärische Kapazität
aufzubauen und dadurch sich dem Diktat von Versailles entgegenzustellen. Der
Vertrag wurde darunter von Großbritannien und Frankreich unterschrieben und
ratifiziert und das sind die Länder, die die Einhaltung der militärischen
Bestimmungen kontrollieren sollten.
Sehr interessant ist zuerst die US Politik zu Deutschland. Schon im Juli
1919 (Tage nach der Unterzeichnung des Vertrags) schrieb der amerikanische
Botschafter in Spanien (der Brief ist in deutschem Außenministerium zu finden),
dass Deutschland wieder eine große Rolle in einem neuen Krieg spielen würde, der
nicht so weit war und zog die Schlussfolgerung, dass die Vereinigten Staaten
die Vernichtung von Deutschland nicht zulassen sollten und so schnell wie
möglich diplomatische und ökonomischen Beziehungen mit Deutschland wieder
aufbauen sollten. Die nachfolgende amerikanischen Politik beweist, dass die
Gedanken in diesem Brief verwirklicht wurden. Die Vereinigten Staaten
unterschrieben den Friedensvertrag von Versailles, haben ihn aber nicht
ratifiziert und im 1921 haben sie mit dem Berliner Vertrag einen Separatfrieden
mit Deutschland geschlossen. Die Amerikaner haben durch den Plan Dawes nicht
nur die Ökonomie der Weimarer Republik finanziert, sondern zum Zeitpunkt der
Machtergreifung von Hitler war die deutsche Wirtschaft eigentlich eine
amerikanisch-deutsche Wirtschaft, wobei alle strategisch wichtigen Branchen der
deutschen Industrie – alle 278 Firmen und Konzerne unter der Kontrolle des
amerikanischen Großkapitals waren. Das ist ein Teil der Erklärung, warum die
Alliierten nur sehr wählerisch die deutschen Industriegebiete während des
zweiten Weltkrieges bombardiert haben und warum sehr wichtige für die Wehrmacht
Betriebe, wie die größten synthetischen Brennstoff verarbeitenden Betriebe
(Standard Oil!), niemals bombardiert worden sind. Nach der Machtübernahme bei
Hitler wurde das Moratorium für die Rückzahlungen der Kredite von der Periode
1924 – 1929 (nach dem Plan Dawes) fortgesetzt, so dass bis zum Ausbruch des
Krieges man nur 10% dieser Kredite getilgt hat. Nun waren aber die neuen
Kredite nicht Bankdarlehen, sondern Handelskredite. Dazu hat man einen
Tauschhandel eingeführt, indem Deutschland Überschuss, gedeckt mit
ausländischer Währung, haben durfte - also die Amerikaner haben das Dritte
Reich mit einer Währungsquelle besorgt. Die amerikanisch-deutschen
Beziehungen sind von Schlüsselbedeutung für das Verständnis der Ereignisse vor
und zur Zeit des Krieges. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann das Buch vom
Professor Antony Sutten „Wall Street and the Rise of Hitler“ lesen. Da kann man
Beweise sehen, dass amerikanische Korporationen den Anstieg zur Macht der
Nazipartei in 1933 und später den Fund von Heinrich Himmler mitfinanziert haben
und Technologien an Nazideutschland transferiert haben, ohne die Deutschland
keinen Krieg führen konnte. Die ganze Flugzeugindustrie in Nazideutschland
arbeitete mit amerikanischer Ausrüstung.
Sehr interessant und bedeutungsvoll sind auch die britischen Beziehungen
zum Dritten Reich. Da ein polnischer Delegierter zur Konferenz in Genua (1922)
bemerkte, dass ein starkes Polen den Interessen von Großbritannien am besten
entsprach, unterbrach ihn ein nervöser Chamberlain (Neville oder sein
Halbbruder) mit der Bemerkung: „Das ist nicht so. Das wichtige für uns ist dass
Deutschland die Möglichkeit bekommt, nach Osten zu expandieren und ein starkes
Polen kann das verhindern“. Diese Äußerung fand ihren vollen Ausdruck nur drei
Jahre später in den Locarno Verträgen. Mit diesen Verträgen anerkannte
Deutschland seine neuen westlichen Grenzen während die anderen Grenzen sogar
nicht erwähnt wurden. Die beste Einschätzung dieser Verträge gab der damalige
polnische Außenminister Josef Beck: „Deutschland wurde offiziell gebeten, nach
Osten anzugreifen, wobei man als Belohnung Frieden im Westen versprochen hat“.
Mit der Machtübernahme von Hitler begann eine Blütezeit für die britisch -
deutschen Beziehungen. Schon im Juli 1934 hat man das Zahlungsabkommen
geschlossen, was den deutschen Überschuss in den bilateralen Handelsbeziehungen
vorsah und Deutschland ihn in harte Währung (britische Pfunds) verwandeln
durfte – also neben den Amerikanern haben die Engländer eine zweite Quelle
für harte Währung für das Dritte Reich gesichert, was die Bewaffnung der Nazis
finanzieren sollte. Der britische
Handelsattache in Berlin hat später zwei Memoranden aufgestellt mit der Bitte
das Abkommen zu revisionieren, damit man ein Ende der Situation findet, in der
„wir selbst die deutschen Waffen stärken“, aber beide Memoranden haben keine
Unterstützung in London gefunden und das Abkommen, bekannt als „Ökonomischer
München“ ging weiter.
Am 18. Juni 1935 wurde das „Meeresabkommen“ zwischen Deutschland und
Großbritannien unterschrieben, nach dem Deutschland 82 Kriegsschiffe aufbauen
durfte, was seine Dominanz im Baltischen Meer sichern sollte.
Großbritannien und Frankreich haben nicht reagiert, als Deutschland den
allgemeinen Wehrdienst einführte (Verstoß gegen Artikel 173), im März 1936 das
demilitarisierte Rheingebiet besetzte und starke Luftstreitkräfte (Verstoß
gegen Artikel 201) sowie Panzerkräfte aufbaute (Verstoß gegen Artikel 171).
Am 22. Juni 1941 in seiner Rede anlässlich des Überfalls auf die
Sowjetunion machte Churchill die folgende Anerkennung: „Die schreckliche
Kriegsmaschine (die Wehrmacht), die wir und der Rest der zivilisierten Welt
(verstehe die westlichen Demokratien) so naiv und unvernünftig den
Nazigangstern erlaubt haben, Jahr nach Jahr fast vom nichts aufzubauen“. Ich
würde ergänzen, dass die westlichen Demokratien beim Aufbau dieser Maschine
auch mitgeholfen haben.
Der Bürgerkrieg in Spanien ließ die Heuchelei und das Zusammenspiel der
westlichen „Demokratien“ mit dem Faschismus zur Oberfläche kommen. Keine von
ihnen wollte den Block von linken Parteien, darunter Kommunisten und
Anarchisten, an der Macht in Spanien sehen, aber sie waren an die Macht durch
Wahlen, also nach allen Regeln der Demokratie gekommen, und ihr Umsturz war
eine schmutzige Arbeit. Zum Glück gab es schon in Europa drei Regimen, die für
diese schmutzige Arbeit geeignet waren – die faschistischen Deutschland,
Italien und Portugal. Die drei sind gleich auf die Seite der Putschisten
aufgetreten – die Putschisten wurden von der Luftwaffe vom spanischen Marokko
nach Spanien transportiert, wobei vorher die deutschen und italienischen
Flieger völlig die Meerenge von Gibraltar von den Seekräften der Republikaner
gereinigt hatten. Danach kam der deutsche Legion „Kondor“, der die totale
Luftübermacht der Putschisten sicherte.
In diesen Umständen hat die gesetzliche Regierung von Spanien für
internationale Hilfe aufgerufen. Die Mitglieder
des Völkerbundes haben aber ein Abkommen für Nichteinmischung unterschrieben
und ein Komitee der Nichteinmischung aufgestellt, was das Waffenembargo nach
Spanien kontrollierte. Analogisch haben die Vereinigten Staaten das Gesetz für
die Neutralität aufgenommen, was die Waffenlieferung an die Kriegsparteien
verbot. Alle „Demokratien“ wussten, dass ihre Neutralität und
Waffenembargo zur Niederlage der
spanischen Regierung und Republik führen würden, denn drei faschistischen
Staaten – Nazideutschland, Italien und Portugal, unterstützten die Putschisten
sowohl mit eigenen Streitkräften als auch mit Waffen, aber sie alle wollten
diese Niederlage und haben sie still, mit totaler Heuchelei, unterstützt. Sogar
die linke Regierung von Frankreich hat ihren Waffenlieferungsvertrag mit
Spanien gekündigt und hat nach der Niederlage der Republik ihre Verteidiger,
die in Frankreich Zuflucht zu finden versuchten, in Lagers eingesperrt.
Die gesetzliche Regierung von Spanien fand Unterstützung nur von der
Sowjetunion. Das Land lieferte Flugzeuge, Panzer, Munition und militärische
Fachleute, die formell als Freiwillige, also als private Personen handelten,
aber vom sowjetischen Staat unterstützt und ausgerüstet wurden. Die Sowjetunion
unternahm die Organisation, die Ausrüstung und den Unterhalt von sieben
internationalen Brigaden, zusammengestellt vorwiegend aus Kommunisten und
Anarchisten aus ganz Europa. Aber die Seeblockade, die große Entfernung und der
steigende Verbrauch von Ressourcen neben den politischen Auseinandersetzungen
im linken Block (für die auch die Sowjetunion Schuld trug) waren entscheidend
für den Ausgang des Kriegs.
Spanien ist das erste europäische Opfer des Faschismus geworden. Das
Meisterwerk von Pablo Picasso „Gernika“ verewigt das Gedächtnis über diese
erste faschistische Aggression und über das Wesen des Faschismus. Die
wichtigste Lektion vom spanischen Bürgerkrieg war, dass keiner der Staaten des
Großkapitals, die sich als Demokratien vorstellten, sich dem Faschismus
entgegenstellen würde und damit wurde die Definition des Faschismus vom VII
Kongress der Komintern vom 1935 als
„eine offene terroristische Diktatur der meist reaktionären, meist
chauvinistischen und meist imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“
bestätigt. Diese „Demokratien“ haben nicht nur nichts gegen die erste
faschistische Aggression unternommen,
sondern diese Aggression hat den Weg für weitere, noch größere
Zugeständnisse seitens des Westen an die Aggressoren geöffnet, selbstverständlich,
auf Kosten der anderen. Die Nazis hatten vor und nach ihrer Machtübernahme alle
Zugeständnisse der Sieger vom ersten Weltkrieg mit dem Trumpf die
kommunistische Bewegung und die Sowjetunion zu zerschlagen, bekommen. Jetzt
nach dem Sturz der linken in Spanien und besonders nach der Schließung des
Antikominternpakts zwischen Deutschland und Japan am 25. November 1936 schien
die Naziführung die Hoffnungen der westlichen Demokratien für Angriff auf die
Sowjetunion völlig zu rechtfertigen und der Westen war bereit für weitere und
größere Zugeständnisse, um die Expansion der Nazis nach Osten zu ermöglichen.
Darüber war Chamberlain recht offen in seiner Anrede an das deutsche Volk am 3.
September 1939 anlässlich der Erklärung des Krieges, in der er unter dem
anderen das folgende über Hitler sagte:
„Jahrelang hat er geschworen, dass er der Todesfeind der Bolschewiken ist; nun
ist er ihr Verbündeter“.
Im März 1938 erlaubte man den Anschluss von Österreich. Das Zusammenspiel
der „Demokraten“ mit den Nazis erreichte aber ihren Höhepunkt auf der Münchener
Konferenz Ende September 1938. Die zwei
Worte, die am besten das Münchener Abkommen und die Politik, die zu ihm führte,
beschreiben, sind „Verschwörung“ und „Diktat“. Das Wort „Verschwörung“
bezeichnet das Zusammenspiel des Westens mit den Nazis mit dem Ziel ihnen die
Möglichkeit zur Expansion nach Osten zu geben, indem man ihnen das tschechische
Sudetenland und den Polen das tschechische Teschener Gebiet gegeben hat. Das
Wort „Diktat“ reflektiert die Situation, wo man ein Land - die Tschechoslowakei, buchstäblich
gezwungen hat, bedeutende Teile seines Territoriums aufzugeben.
Zum Zeitpunkt des Abkommens hatte die Tschechoslowakei Verträge für
gegenseitige Hilfe mit Frankreich und der Sowjetunion. Frankreich hat gewarnt,
das es den Vertrag nicht ausführen wird, also der Tschechoslowakei nicht helfen
wird, wenn das Land die Forderung von Hitler für das Sudetenland nicht erfüllt.
Etwas mehr – Großbritannien und Frankreich haben das Ultimatum gestellt, dass
wenn sich die Tschechen entscheiden, sowjetische Unterstützung zu benutzen, da
übernimmt der Krieg den Charakter eines Kreuzzugs gegen die Bolschewiken, in
dem auch beide Länder teilnehmen würden. Also die „Demokraten“ haben
offiziell ihre Bereitschaft zusammen mit den Nazis gegen die Sowjetunion zu
kämpfen erklärt nur weil das sozialistische Land bereit war ihren Vertrag
für gegenseitige Hilfe mit der Tschechoslowakei zu ehren und das Land von
Aggression zu verteidigen. Dazu hat Polen auf Anfrage der sowjetischen
Regierung erklärt, dass wenn sowjetische Truppen das Territorium des Landes
betreten mit dem Ziel die Tschechoslowakei zu erreichen, würde man sie
überfallen. Als Belohnung für die Nichtzulassung der sowjetischen Truppen hat
Polen schon mit dem Münchener Abkommen das Teschener Gebiet bekommen. Und
Großbritannien und Frankreich haben im Völkerbund den Versuch der Sowjetunion
die Behandlung der Tschechoslowakei als Aggression gegen eine Nation zur
Diskussion zu stellen blockiert. Aus diesen Gründen hat die tschechoslowakische
Regierung vor dem Münchener Diktat kapituliert. Zwar haben Großbritannien und
Frankreich die neuen Grenzen garantiert, aber gleichzeitig haben beide Länder
Nichtangriffsdeklarationen mit Deutschland ausgetauscht, die diese Garantien
rechtlich in Frage stellten. Die Worte von Chamberlain vom 27. September 1938:
„Selbst der Gedanke, dass wir uns hier verschanzen und Gasmasken probieren
müssen, nur deshalb, weil in einem fernen Land sich Menschen verzankt haben,
über die wir nichts wissen, ist schrecklich, fantastisch und unglaubwürdig.“
beweisen, dass er niemals die Absicht gehabt hat, den Garantien an die
Tschechoslowakei nachzugehen und die Besetzung der übrigen Tschechoslowakei hat
das bewiesen.
Die Tschechoslowakei ist das erste eroberte Land von Nazideutschland (de
jure ist das Österreich, aber der Anschluss ist mit der Bewilligung der
österreichischen Bevölkerung vollzogen worden). Dass das Land ohne Krieg
erobert wurde – weil es von den westlichen Großmächten an Hitler ausgeliefert
wurde, ändert nichts in den Tatsachen der Eroberung sowie im brutalen
eingeführten Besetzungsregime im neuen Protektorat, dessen Symbol das
vernichtete Dorf Liditze für immer bleiben wird. Hitler hat ein Land mit
hochentwickelter Industrie, insbesondere Rüstungsindustrie bekommen, die er für
seinen bevorstehenden Krieg im Osten dringend brauchte.
In München aber haben die westlichen „Demokratien“ nicht einfach ein ganzes
Land an Hitler ausgeliefert und geschenkt, sondern ihm das grüne Licht für den
Feldzug nach Osten gegeben. An der
Münchener Konferenz haben die zwei damaligen Großmächte von Europa –
Großbritannien und Frankreich nicht nur aufgegeben, ihr legales Instrument –
Den Versailles Vertrag und ihre dominierende Streitkräfte zur Befriedigung des
potentiellem Aggressors zu benutzen, sondern mit der Übergabe der
Tschechoslowakei an Hitler haben sie allen Hoffnungen und Bemühungen für den
Aufbau eines Systems für kollektive Sicherheit ein endgültiges Ende gesetzt. Die
Münchener Konferenz ist das Ende der Politik der kollektiven Sicherheit und der
Anfang der Politik des Überlebens der einzelnen Staaten, eine Art Realpolitik
der Krisenzeit, wo jeder seine Sicherheit auf Kosten der anderen sicherstellen
wollte. Weil aber das System der kollektiven Sicherheit das einzige
Hindernis für Nazideutschland und damit für den Ausbruch des neuen Weltkriegs
sein konnte, so wurde mit der Beseitigung dieses Hindernisses bei der Münchener
Konferenz dieser Krieg unvermeidlich. Deshalb ist die Münchener
Konferenz das politische Ereignis, was am meisten der Bezeichnung entspricht,
den zweiten Weltkrieg provoziert zu haben (ein Bezug zur Entschließung des
Europarlaments), obwohl man die Münchener Konferenz nur im Zusammenhang mit der
fast zwanzigjährigen Politik der westlichen Großmächte der zuerst Unterwerfung
von Deutschland mit der nachfolgender Aufmunterung des Landes zur Expansion
nach Osten bis zum Angriff der Sowjetunion und Zulassung der ökonomischen,
politischen und militärischen Ressourcen zu dieser Expansion betrachten soll.
Die beste Einschätzung dieser Konferenz hat Hermann Göring in Nürnberg gemacht,
indem er laut Dr. Gilberts, dem Psychiater des Nürnberger Prozesses gesagt
haben soll: „Warum sitzen nur wir Deutschen auf der Anklagebank? Es waren eure
Regierungen (er wandte sich an den englischen und französischen Richter), die
uns die Hände in München freimachten.“ Sehr verständlich hat das Nürnberger
Tribunal jede Diskussion zum Thema des Müncheners Abkommens während seiner
Sitzungen verboten. Das Münchener Abkommen ist eine Fortsetzung und Konkretisierung
der Locarno Verträge in den neuen Umständen, wo es einen potentiellen Aggressor
schon gab, was nicht der Fall in 1925 war.
Je größer aber das Verbrechen, desto schöner ist der Mantel, mit dem man
das Verbrechen deckt. Die westliche Interpretation ist, dass man die
Zugeständnisse an Hitler in München gemacht hat, weil man den Frieden in Europa
auf jeden Preis bewahren wollte da dieser die höchste Priorität war. Das ist
aber nachweisbar falsch. Zuerst, in 1938 wussten alle Politiker sehr gut, dass
Hitler die Sowjetunion wollte – auch von „Mein Kampf“, und dass ihm die
Tschechoslowakei gar nicht genug war. Zweitens, die Streitkräfte von
Großbritannien und Frankreich zum Zeitpunkt der Konferenz waren etwa fünf mal
überlegen in Ressourcen gegenüber der Wehrmacht und man hatte keinen anderen
Grund ein ganzes Land Hitler zu geben um ihn zu befriedigen als weil man ihm
dieses Land mit seinen Ressourcen geben wollte. Drittens, das Ultimatum an die
Tschechoslowakei, dass wenn das Land die sowjetische Unterstützung nicht
aufgibt, bekommt es einen echten Kreuzzug gegen den Bolschewismus, an dem sich
Nazideutschland, Großbritannien und Frankreich zusammen beteiligen werden,
zeigt eindeutig, dass die Autoren der Münchener Politik überhaupt keine
Friedenstauben waren. Etwas mehr, im Kampf gegen den Sozialismus sahen sich die
„Demokratien“ als Verbündete mit der Nazidiktatur. Das bestätigt sehr deutlich
die folgende Äußerung des Ratgebers von Chamberlain Sir Horace Wilson:
„Deutschland und England sind die zwei Bollwerke, die die Welt der Ordnung vom
zerstörenden Sturm des Bolschewismus verteidigen.“ Also die Nachfolger
derjenigen, die in 1938 zusammen mit den Nazis die Welt vom Sozialismus
verteidigen wollten und die Nazis zum Krieg gegen die Sowjetunion aufhetzten, beschuldigen
heute die Sowjetunion für den Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Viertens, und
vielleicht der eindeutigste Beweis, dass es um Frieden nur in den öffentlichen
Reden, nicht aber in der reellen Politik ging, ist die Tatsache, dass das
Symbol der Politik der „Befriedigung“ Naville Chamberlain überhaupt keine
politische Probleme nach dem Überfall auf Polen hatte. Als Regel nach dem
Scheitern einer Politik fordert man den Rücktritt der politischen Figur, die
hinter dieser Politik steht. Die britische Obrigkeit hat nichts gegen
Chamberlain nach dem Überfall gegen Polen unternommen, weil mit diesem Überfall
alles nach dem Plan lief, denn das Ziel der Münchener Politik war nicht der
Frieden, sondern ein Krieg der Nazis gegen die Sowjetunion. Die britische
Obrigkeit forderte den Rücktritt von Chamberlain und bekam ihn erst als die
Voraussage von Churchill, dass in München England zwischen Unehre und Krieg die
Unehre gewählt hat und deshalb bekommt es auch den Krieg, wahr wurde und diese
Politik scheiterte. Das Scheitern bestand darin, dass nach der Eroberung von
Polen Hitler sich nicht nach der Sowjetunion, sondern nach dem Westen gewandt
hat und letztendlich Frankreich und den britischen Korpus überfallen hat.
Dieses Scheitern ist die Folge des Paktes Molotov – Ribbentrop und deshalb
hasst man so viel in der angelsächsischen Welt sowohl den Pakt als auch seine
Väter – Hitler und Stalin, aber ich komme etwas später zum Thema.
Ein eindeutiger Beweis, dass die britische Politik in den 30iger Jahren
nicht den Frieden, sondern einen Krieg gegen die Sowjetunion verfolgte, ist das
Craigie – Arita Abkommen zwischen Großbritannien und der zweiten Partei der
Antikomintern Pakt - Japan, was in 1939 unterzeichnet wurde und als „Das
Münchener Abkommen des Fernen Ostens“ bekannt ist. Mit diesem Abkommen erkannte
Großbritannien alle Eroberungen von Japan im Osten und unternahm, keine
Aktivitäten zu ermutigen, die die Aktionen des japanischen Heeres stören
konnten und so die Hände der Japaner für weitere Aggressionen freimachte. Es
ist wichtig zu betonen, dass dieses Abkommen nach dem Massaker in Nankin
unterzeichnet wurde – die „Friedenstauben“ von London scheuten sich von keinem
Verbrecher und von keinem seiner Verbrechen.
Ich habe hier mehrmals geschrieben und betont, dass das Hauptziel der
britischen und amerikanischen Politik gegenüber Deutschland zwischen den
Kriegen und besonders nach der Machtübernahme von Hitler (geschehen mit deren
Unterstützung) war das Land zu einem Krieg mit der Sowjetunion zu provozieren.
Was wollten sie aber mit so einem Krieg erreichen? Natürlich nicht Deutschland
die reichen Ressourcen der Sowjetunion zur Verfügung stellen. Man glaubte, dass
in so einem Krieg Deutschland (und Japan) die Oberhand gewinnen würde aber mit
dem Preis von großen Verlusten und Erschöpfung. Laut dem sowjetischen Diplomat
Walentin Falin betrachteten die britischen Experte die Erreichung bei den
Deutschen der Linie Arhangelsk – Wolga – Astrahan - Kaukasus als das Ende des
effektiven sowjetischen Widerstands (von da an konnte man die letzten
Rüstungsbetriebe bombardieren) und Anfang der britischen und amerikanischen
Invasion, die unter dem schönen Vorwand den Aggressor zu bekämpfen, nicht nur
zur Niederlage von Deutschland sondern zur eigentlichen Kontrolle über die Sowjetunion
und über die sowjetischen Ressourcen führen sollte. Die Kontrolle über die
Ressourcen, vor allem über die Bodenschätze der Sowjetunion betrachtete man als
den Schlüssel zur geopolitischen Dominanz. Großbritannien wollte seine Dominanz
vor dem ersten Weltkrieg wiederherstellen
wohl verstehend dass es diese Dominanz schon mit den Amerikanern teilen
sollte. Die USA drängte nach Weltdominanz, denn die westliche Hemisphäre war
ihnen schon zu eng. Beide Länder konnten ihre Ziele nur durch einen großen Krieg,
eigentlich durch einen neuen Weltkrieg erreichen. Nur ein Tag nach dem Überfall auf die
Sowjetunion hat es der künftige amerikanische Vizepräsident Harry Truman ganz
deutlich gesagt: „Wenn Deutschland siegt, werden wir dir Sowjetunion
unterstützen, wenn die Sowjetunion siegt, werden wir Deutschland unterstützen.
Lassen wir Russland und Deutschland sich einander totschlagen, je mehr desto
besser“.
Hitler und Stalin waren völlig im Klar über die Ziele der Angelsachsen.
Deshalb hat Hitler den Molotov – Ribbentrop Pakt initiiert. Und eins der zwei
außenpolitischen Ziele, die Stalin vor dem Parteitag der kommunistischen Partei
im März 1939 (also nach der Münchener Konferenz) formulierte, lautet so: „Den
Kriegsprovokateuren, die gewöhnt sind, die Glut vom Feuer mit fremden Händen an
sich zu ziehen nicht zu erlauben, unser Land in einen Konflikt einzuwickeln“.
Bemerken Sie bitte, dass mit dieser Formulierung Stalin sehr deutlich den
künftigen Aggressor - Deutschland von den Kriegsprovokateuren, die diesen Aggressor zum Krieg mit der
Sowjetunion trieben, unterscheidet und beweist, dass Stalin die Rolle der
Angelsachsen in der Vorbereitung des Krieges sehr gut verstand. Er hat keine
Länder genannt, weil er im klaren war, dass er eines Tages sie als Alliierte brauchen
würde. Dieses Verständnis ist die Schlüsselerklärung warum er den Molotov –
Ribbentrop Pakt akzeptiert hat. Paar
Tage vor der Unterzeichnung des Paktes hat Hitler mit Bezug zu seinen
Gesprächspartnern in München gesagt, dass nur rücksichtslose Optimisten denken
könnten, dass Stalin dumm genug war ihre wirkliche Ziele nicht einzusehen und
ergänzte, dass er nach dem 3. Mai (die Ernennung von Molotov zum
Außenminister), keinen Zweifel hatte, dass er zu einer Vereinbarung mit Stalin
kommen würde.
Um die Erschöpfung von Deutschland im künftigen deutsch-sowjetischen Krieg
sicherzustellen, haben Großbritannien und insbesondere die USA technische,
industrielle und militärische Hilfe auch der Sowjetunion geleistet, obwohl im
bescheidener Umfang als mit Deutschland. Darüber können Sie im Buch vom Prof.
Antony Sutton „Wall Street and the Bolshevik Revolution“ lesen.
Jetzt gehe ich zu den deutsch-sowjetischen Beziehungen zwischen den
Kriegen. Nach dem ersten Weltkrieg waren Deutschland und Sowjetrussland die
zwei Ausgestoßenen von Europa was, zusammen mit ihrem kritischen Verhalten zum
Vertrag von Versailles, sie zu einer Annäherung brachte. Am 16. April 1922
unterschrieben beide Staaten den Rapallo Vertrag. Mit diesem Vertrag, der für
Deutschland der erste gleichberechtigte Vertrag nach dem Krieg war, endete die
totale internationale Isolation von Sowjetrussland. Der Vertrag sah vor die
Wiederaufnahme der diplomatischen
Beziehungen, Verzicht auf jegliche Kompensationen vom Krieg, deutsche
Anerkennung der Enteignung deutsches Eigentums in Russland, Einführung der
Klause der meisten Begünstigung in den zweiseitigen ökonomischen Beziehungen
und militärische Zusammenarbeit. Kissinger hat über diesen Vertrag geschrieben,
dass er unvermeidlich war, weil er das Ergebnis der Politik der siegreichen
Verbündeten war.
Die Weimarer Republik und die Sowjetunion hatten eine enge militärische
Zusammenarbeit. Die Reichswehr nutzte das sowjetische Territorium, um die
Begrenzungen von Versailles umzugehen – in der Sowjetunion fand statt die
Ausbildung von deutschen Fliegern, Panzerexperten, also die Ausbildung zum
Gebrauch von allen Waffen, die vom Vertrag in Versailles verboten waren.
Dagegen konnte die Rote Armee die technischen Errungenschaften der deutschen
Rüstungsindustrie ausnutzen und die neueste deutsche Militärwissenschaft
kennenlernen. Die Machtübernahme von Hitler führte zur vollen Einstellung
dieser Zusammenarbeit. Die sowjetische Leitung war mit dem geplanten „Drang
nach Osten“ bekannt und Hitler brauchte diese Zusammenarbeit nicht mehr, – als
Vorkämpfer gegen den Kommunismus hatte er nicht nur die Macht im instabilen
Deutschland bekommen, aber auch das inoffizielle Erlaubnis den Versailles
Vertrag zu verletzen. Zuerst suchte die sowjetische Leitung die Lösung in der
„kollektiven Sicherheit“ und mit dem Zweck, ein System der kollektiven
Sicherheit in Europa mitzugestalten trat die Sowjetunion im 1934 dem Völkerbund
bei. Ihr Außenminister zu jener Zeit Maxim Litvinov ist in der Geschichte mit
den Worten „Der Frieden ist untrennbar“ geblieben. Nach dem Scheitern der
Politik der kollektiven Sicherheit, also nach der Münchener Konferenz und dem
Einmarsch in Prag und nach der Ablehnung der sowjetischen Vorschläge vom 18.
März 1939 über eine internationale Konferenz mit der Teilnahme der Sowjetunion,
Großbritannien, Frankreich, Polen, Rumänien und der Türkei zur Vorbeugung
jeglicher deutschen Aggression in Osteuropa, hat Stalin Litvinov mit Molotov
ersetzt, der in den neuen Umständen ein Abkommen mit Deutschland befürwortete.
Das war ein Zug, der Großbritannien und Frankreich mehr geneigt machen sollte,
den letzten Vorschlag der Sowjetunion über einen trilateralen Vertrag für
gegenseitige militärische Hilfe im Fall eines Überfalls auf Polen bei
Deutschland vom 17. April 1939 zu akzeptieren. Die Engländer hatten als Antwort
den Vorschlag gemacht, dass die Sowjetunion eine einseitige Deklaration
ausstellte über ihre Absicht, Großbritannien und Frankreich im Fall eines
Krieges mit Deutschland zu helfen, was Stalin natürlich nicht akzeptierte.
Dagegen fanden in Moskau dreiseitige militärische Verhandlungen, die man erst
am 21. August 1939 unterbrach. Die westliche Erklärung für das Scheitern ist
die Absage von Polen, sowjetische Truppen auf sein Territorium zuzulassen. Ja,
die polnische Regierung hat Großbritannien und Frankreich die unbequeme
Offenheit gespart, wie im Fall mit der Tschechoslowakei, Ultimatum zu stellen,
dass wenn das Land sowjetische Hilfe akzeptiert, es einen Kreuzzug der
„Demokraten“ und Nazis bekommt, indem der Außenminister Beck folgende
merkwürdige Äußerung machte: „Die Polen verlieren von den Deutschen ihre
Freiheit, von den Russen aber verlieren sie ihre Seelen“. In Wirklichkeit war
diese Absage der bequeme Vorwand für Großbritannien und Frankreich den sowjetischen
Vorschlag in der Luft hängen zu lassen - als Gewährleister konnten beide Länder
mühelos Polen zum Einverständnis bringen aber das wollten sie gerade nicht,
denn sie wollten die Sowjetunion wieder, wie in 1938 in München, außer Spiel
setzen und in totaler Isolation halten. Schließlich, nur Monate früher hatte
man die Tschechoslowakei gar nicht über das Münchener Abkommen gefragt, warum
musste man jetzt Polen fragen? Natürlich, weil man ihre Absage brauchte. Das
eigentliche Ziel der Verhandlungen in Moskau war eine sowjetisch-deutsche
Absprache zu verbeugen und nicht eine eigentliche Vereinbarung zu treffen.
Die britische und französische Delegationen bei den Verhandlungen hatten
überhaupt keine Vollmächte, die englische hatte sogar keine Bescheinigung, sie
waren mit einem alten und langsamen Frachter angekommen und das war die
Situation sogar als die Wehrmacht schon an der polnischen Grenze positioniert
war. Anscheinend hat die sowjetische Leitung das Spiel der Großmächte
verstanden. Stalin muss auch begriffen haben, dass Großbritannien und
Frankreich keine Absichten hatten, ihren Garantien gegenüber Polen nachzugehen
– sie würden nie zulassen, vor der Sowjetunion in den Krieg zu ziehen. Alle
wollten, so lange wie möglich, zur Seite vom Krieg bleiben und als letzte in
den Krieg ziehen, wenn die anderen schon erschöpft waren. So wollte aber auch
Stalin, der meiner Meinung nach bevorzugte, den Krieg nur zu beobachten. Er
verstand gut, dass der Eintritt seines Landes als erstes in den Krieg mit
Deutschland unter den Großmächten (zu jener Zeit galt die Sowjetunion sogar
nicht als Großmacht) zu seiner unvermeidlichen geopolitischen Niederlage führen
würde. Dazu hatte die Sowjetunion zu dem Zeitpunkt überhaupt keine Verbündeten.
Und das wichtigste: der Grenzkonflikt mit Japan am Fluss Khalkin Gol
verschärfte sich immer mehr mit der Perspektive die Sowjetunion in die Klemme
von Nazideutschland und Japan zu bringen, was das eigentliche politische Ziel
der Japaner mit dem Konflikt war. Die Sowjetunion hatte die Sicherheit von
Polen bezüglich Nazideutschland als Voraussetzung für ihre eigene Sicherheit
betrachtet (ja, das Land hatte sich bereit erklärt zusammen mit Nazideutschland
die Sowjetunion zu überfallen, Hitler brauchte aber Polen nicht und hatte eine
Bedingung gestellt, die die Polen nicht akzeptieren konnten – Danzig und den
Danziger Korridor), aber nach der polnischen Absage sowjetische Truppen
zuzulassen hatte die Sowjetunion weder Möglichkeit, noch Gründe zu helfen und
musste über ihre Sicherheit nach dem schon unvermeidlichen Fall von Polen
denken, wenn die Sowjetunion im Westen schon an Nazideutschland grenzen würde.
Deshalb ließ er seinen Außenminister Molotov der Nazileitung Bescheid geben,
dass er geneigt war, die Vorschläge der deutschen Regierung zu überlegen. Am
21. August war die Vereinbarung mit den Deutschen schon fertig und die
Sowjetunion unterbrach die Verhandlungen (eigentlich ohne Vollmächte waren es
nur Gespräche) mit den zwei Delegationen. Am 23. August haben die Außenminister
Molotov und Ribbentrop den Nichtangriffspakt mit dem geheimen Protokoll
unterschrieben und am 31. August hat das Oberste Sowjet den Nichtangriffspakt
verifiziert.
Nun gehe ich zu den zwei Dokumenten über – den Nichtangriffspakt und das
Geheimprotokoll. Zuerst, am 23. August 1939 haben Deutschland und die
Sowjetunion nur ein Geheimprotokoll unterschrieben (die Entschließung spricht
von „Geheimprotokollen“ vom 23. August) und ein zweites Geheimprotokoll wurde
am 28. September 1939 zusammen mit dem Grenz- und Freundschaftsvertrag
unterschrieben und stellt eine Korrektur des ersten Geheimprotokolls dar – man
hat Litauen gegen zwei polnischen Gebiete ausgetauscht. Alle Vereinbarungen
sind leicht im Internet zu finden, hier möchte ich nur das wichtigste sagen.
Der „berüchtigte“ Nichtangriffspakt selbst ist eine ganz übliche
Nichtangriffsvereinbarung, nicht verschieden von denen, die Großbritannien, Frankreich, Polen, Litauen,
Lettland und Dänemark mit Nazideutschland schon unterschrieben hatten.
Hauptinhalt ist die Verpflichtung beider Parteien keine Gewalt, keine
aggressive Handlungen und keine Überfalle gegeneinander zu unternehmen und
nicht einen dritten Staat zu unterstützen, der militärische Aktivitäten gegen
die andere Vertragspartei ausübt. Es stellt sich die Frage wie dieser Pakt zum
Ausbruch des Zweiten Weltkriegs geführt hat, während die
Nichtangriffsvereinbarungen der obenerwähnten Länder, insbesondere von
Großbritannien und Frankreich, das nicht gemacht haben. Mehr interessant ist
das Geheimprotokoll, auch deshalb weil laut dem Europäischen Parlament genau
dieses Protokoll mit seiner Ausgrenzung von Interessensphären den Zweiten
Weltkrieg verursacht hat. Vor allem ist das ein separates Dokument, was nicht
Bestandteil des Nichtangriffspaktes ist und stellt eine Aufzählung der
Vereinbarungen, die man im Laufe einer Erörterung der Ausgrenzung der
Interessensphären beider Parteien getroffen hatte. Äußerst wichtig ist zu
betonen, dass diese Vereinbarungen nur „im Fall von territorialen –
politischen Umgestaltungen“ der erwähnten Gebieten, also nur wenn und wann
diese Umgestaltungen aufgetreten worden sind, in Kraft treten sollten. Das
Protokoll beschäftigt sich überhaupt nicht mit den erwähnten Umgestaltungen und
mit der Frage wer und wie sie durchführen wird. Das Geheimprotokoll verletzt in
keiner Weise und überhaupt nicht den passiven Inhalt und den Text des
Nichtangriffspaktes und enthält keine Elemente einer Vereinbarung für
gegenseitige militärische Hilfe, Zusammenarbeit oder Koordination. Der Inhalt
des Protokolls ist eine Ausgrenzung der Interessensphären von Deutschland und
der Sowjetunion im Fall von territorialen – politischen Umgestaltungen der
Gebiete, die den Staaten Polen, Estland, Litauen und Lettland gehören,
wobei die Gebiete, die Estland, Lettland
und Polen (östlich der „Linie Curzon“), gehören stellen die sowjetische
Interessensphäre auf, während die Gebiete von Litauen und von Polen (westlich
der Linie Curzon“) die deutsche Interessensphäre aufstellen. Wie sie sehen es geht überhaupt nicht um
eine „Aufteilung von Europa“ wie die Entschließung des Europäischen Parlaments
lautet. Denken Sie aber bitte nicht, dass es um einen Fehler als Ergebnis
von Unwissen geht. Diesen Fehler hat man absichtlich gemacht – kein denkender
Mensch wird glauben, dass ein ganzer Weltkrieg, in dem zehnten von Millionen
von Menschen den Tot fanden, wegen Polen, Litauen, Lettland und Estland
ausgebrochen ist und die historische Tatsache ist, dass keiner für sie in den
Krieg gezogen ist; aber eine Aufteilung von Europa – ja, das könnte Grund zum
Ausbruch eines Weltkrieges sein. Für das Verständnis des Protokolls ist es ganz
wichtig den Begriff „Interessensphäre“ zu erklären. Mit diesem Begriff bezeichnet man in der
Geopolitik diejenigen fremden Länder oder Gebiete wo ein Staat politische,
wirtschaftliche und andere Interessen besitzt oder sie geltend machen will.
Interessensphären als Regel sind mit Verletzung der Souveränität anderer
Staaten verbunden aber sie sind üblich für die internationalen Verträge in den
letzten Jahrhunderten. Die Anerkennung einer Interessensphäre bei einem Staat
bedeutet, dass dieser Staat einem anderen Staat das Recht gibt, seine eigenen
Interessen in der gegebenen Interessensphäre geltend zu machen wie er es für
zweckmäßig hält und hat nichts zu tun mit Einverständnis oder mit
Mitverantwortung für die Handlungen des Staates, dem die Interessensphäre
anerkannt ist. Stalin, respektive die Sowjetunion, verantwortlich für den
deutschen Überfall auf Polen zu machen ist genauso absurd, wie Deutschland für
den Einmarsch der Roten Armee in die baltischen Länder verantwortlich zu machen
(inzwischen Stalin annektierte die baltischen Staaten erst als Hitler mit
Frankreich besetzt war, was kennzeichnend für sein Misstrauen zu Hitler ist) –
nur das zweite macht man nicht während man der Sowjetunion regelmäßig
Verantwortung für den deutschen Überfall auf Polen und sogar Teilnahme an
diesem Überfall vorwirft. Hitler hat aber Polen am 1. September 1939 überfallen
und die sowjetische Armee hat das polnische Territorium erst am 17. September
betreten, als Warschau schon umzingelt war, die polnische Regierung Polen
verließ oder verlassen hatte (ob die polnische Regierung sich auf einer Brücke
zu Rumänien befand oder schon in Rumänien war, macht keinen Unterschied) und es
Polen als Staat de facto schon nicht mehr gab, also die „territorialen –
politischen Umgestaltungen“ vom Geheimprotokoll waren schon auf dem Territorium
von Polen aufgetreten. Stalin hatte auf „territorial – politischen
Umgestaltungen“ als Voraussetzung für die Interessensphären bestanden, auch
weil er doch beiden polnischen Gewährleistern – Großbritannien und Frankreich
die Möglichkeit geben wollte, ihre Garantien in Tat zu setzten. Er gab den Befehl zum Eintritt der Roten
Armee als es nicht nur schon keinen polnischen Staat gab, sondern ganz klar
wurde, dass Großbritannien und Frankreich nicht nur keine militärischen
Aktivitäten unternehmen würden, aber auch überhaupt keine Unterstützung, sogar
in der Form von Waffenlieferungen, leisten würden. Hätten beide Großmächte
ihre Verpflichtungen gegenüber Polen erfüllt und militärische Aktivitäten gegen
die Wehrmacht unternommen, hätte es keinen Zweiten Weltkrieg gegeben und die
sowjetisch-deutschen Vereinbarungen würden ein bedeutungsloses Stück Papier
bleiben. Inzwischen rückte die Rote Armee, wie im Geheimprotokoll
verabredet, praktisch zur völkerrechtlich anerkannten in 1919 als
russisch-polnische Grenze „Linie Curzon“ - nach dem sowjetisch - polnischen
Krieg in 1920 verlief aber diese Grenze östlicher. Selbst der Einmarsch
wurde offiziell mit der Notwendigkeit begründet, die weißrussische und
ukrainische Bevölkerung „vor den deutschen Eroberern“(!) zu beschützen, da
infolge des Krieges jede staatliche Ordnung zu bestehen aufgehört hatte (diese
Erklärung führte zum Protest vom deutschen Botschafter in Moskau). Es ist
wiederum zu betonen, dass der Einmarsch der sowjetischen Truppen völlig
unabhängig und ohne jegliche Koordination mit der Wehrmacht vollzogen wurde und
das war möglich dank der Ausgrenzung im Geheimprotokoll. Koordination gab es
erst nach der Besetzung, in Verbindung mit dem Rückzug deutscher Einheiten von
manchen Gebieten zu der verabredeten Demarkationslinie. Fotos von diesen
Kontakten und von den unvermeidlichen Militärzeremonien, die traditionell bei der
ehrenhaften Übergabe eines Territoriums bei einem Heer einem anderen Heer
werden mit Propagandazweck als Fotos von gemeinsamen Siegesparaden präsentiert,
aber der erklärte Zweck des Einmarsches – den Schutz der lokalen Bevölkerung
vor den deutschen Erobern, schließt diese Lügen aus. Es kam nicht zu
Kriegshandlungen zwischen der sowjetischen und polnischen Armeen (mit Ausnahme
mit einigen kleineren Gefechten) und es wurde nicht bombardiert. Aus allen
diesen Gründen haben Polens Gewährleister nicht nur keinen Krieg der
Sowjetunion erklärt, sondern lehnten die polnischen Aufforderungen zu
protestieren ab. Sehr kennzeichnend ist eine Äußerung von Churchill vom 1.
October 1939 in der BBC Sendung „The Russian Enigma“, dass der Schlüssel zur
Verständigung der russischen Politik (gemeint waren die Vereinbarungen mit
Hitler und der Einmarsch in Polen) das russische nationale Interesse war,
drückte seine Überzeugung, dass das eigentliche Ergebnis der russischen
Handlungen die Abwendung von Hitler vom
Ost- und Südosteuropa war und ließ keinen Zweifel, dass er Russland als
potentiellen Alliierte betrachtete. Natürlich, einer der Hauptgründe für das
obenerwähnte Verhalten der britischen Diplomatie ist die Entstehung einer
gemeinsamen Grenze zwischen Nazideutschland und der Sowjetunion, was die
wichtigste Voraussetzung für einen deutsch-sowjetischen Krieg war.
Völlig unbegründet sind auch die Vorwürfe, dass mit dem Geheimprotokoll
Stalin den Überfall auf Polen bewilligt und „besiegelt“ hatte – nicht nur weil
die Ausgrenzung von Interessensphären kein Einverständnis zu irgendwelchen
Handlungen bedeutet, vor allem aber weil die sowjetische Einstellung zu diesem
Überfall bedeutungslos war – die Sowjetunion war von Polen, Großbritannien und
Frankreich außer Spiel in der polnischen Frage gesetzt, hatte den
Grenzkonflikt am Khalkhin Gol mit den
Japanern und musste jeden Krieg und besonders einen Krieg an zwei Fronten
vermeiden. Da stellt sich aber die Frage warum Hitler solche bedeutende Zugeständnisse
an die Sowjetunion gemacht hat, wenn die sowjetische Einstellung zum Überfall
auf Polen bedeutungslos, also wertlos war. Die Antwort ist in den folgenden
Worten von Hitler, gesagt zwei Tage vor der Unterzeichnung: “Dank diesen
Vereinbarungen haben wir uns die gewünschte Einstellung (verstehe Neutralität)
im Fall von jedem Konflikt von Russland gesichert....Diese Vereinbarungen sind
der Anfang der Vernichtung der englischen Hegemonie.“ Churchill hat sich etwas
weniger dramatisch ausgedrückt: „Das Abkommen stellt die ganze Tiefe des Scheiterns
der britischen und französischen Diplomatie für einige Jahre dar“. Wie gesagt,
Hitler hatte beschlossen, als Vorbereitung zu seinem Angriff auf die
Sowjetunion Westeuropa in Kontrolle zu nehmen um die zweite Front mit den
Angelsachsen und ihren Verbündeten zu vermeiden und die Ressourcen von Europa
in die Hand zu nehmen bevor er die Sowjetunion überfiel. Dazu brauchte er aber
Sicherheit, dass die Sowjetunion während seiner westlichen Kampagne neutral
bleibt. Deshalb brauchte er dringend einen Nichtangriffspakt mit der
Sowjetunion und war bereit einen hohen Preis zu zahlen, den Stalin, der seine
Situation sehr gut verstand, auch forderte. Zuerst unterschrieb man ein
Handelsabkommen, nach dem die Sowjetunion moderne deutsche Ausrüstung,
einschließlich militärische, gegen Lieferung von Rohstoffen und Agrarprodukten
im Wert von 200 Millionen Mark bekommen sollte. Die Ausgrenzung der
Interessensphären war eine Initiative von Stalin. Hitler akzeptierte seine
Forderungen, weil er sowieso den Überfall auf die Sowjetunion und ihre
Vernichtung plante, weil er so Stalin genug zu tun in den neuen Gebieten gab,
was eine Verletzung des Nichtangriffspakts ausschließen sollte und weil er
hoffte, dass wenn die Sowjetunion gleichzeitig mit Deutschland Polen überfiel,
so würde sich das Land die Stellung eines Verbündeten von Nazideutschland
schaffen, was jede Möglichkeit für Bündnis mit den Angelsachsen in der Zukunft
sperren konnte. Stalin forderte auch deutsche Hilfe bei der Erledigung des
Grenzkonflikts mit Japan und bekam auch sie. Im Text der Vereinbarung ist diese
Frage nicht berührt worden, aber Stalin begründete seine Ablehnungen der
zahlreichen deutschen Aufforderungen seit dem 3. September in Polen zu ziehen,
mit dem Argument, dass er zuerst einen Waffenstillstand mit Japan erreichen sollte um freie Hand im
Westen zu haben. Eigentlich wollte er auch die englische und französische
Reaktion auf den Überfall abwarten und jegliche Kriegshandlungen gegen die
polnische Armee vermeiden.
Die unmittelbare politische Bedeutung der
deutsch-sowjetischen Vereinbarungen vom August 1939 ist dass Nazideutschland
sich die Neutralität der Sowjetunion für seine westliche Kampagne sicherte. Das „berüchtigte“ Geheimprotokoll ist
nur eine Aufzählung der territorialen Zugeständnisse, die Stalin für seine
Neutralität forderte und bekam. Die einzige Konsequenz für Polen von diesem
Protokoll ist dass nach der Niederlage von Polen Hitler nicht das ganze Land
besetzt hat, sondern einen Teil von ihm, nämlich östlich der völkerrechtlich anerkannten
„Curzon Linie“ der Sowjetunion überließ, was natürlich den Zweiten Weltkrieg
nicht verursachen konnte. Konnte aber der Nichtangriffspakt vom 23. August
zum Zweiten Weltkrieg geführt haben? Keinesfalls und das ist nachweisbar.
Hitler hatte den Überfall auf Polen ursprünglich für den 26. August geplant und
angeordnet. Bei der Anordnung am 22. August versicherte er seine Offiziere, das
Großbritannien und Frankreich keine Kriegshandlungen zum Schutz von Polen
unternehmen würden, vermutete aber, dass es zur Kriegserklärung oder Sanktionen
kommen könnte. Am 25. August aber hat Großbritannien den Bündnisvertrag mit
Polen unterschrieben was anscheinend
eine Überraschung für Hitler war und er kündigte seinen Angriffsbefehl. Ende
August führte man aussichtslose deutsch-englische Gespräche um Verhandlungen,
mit zwei praktischen Ergebnissen: das erste war, dass Polen unter dem Druck von
Großbritannien und Frankreich die am 29. August vorgenommene
Generalmobilmachung verschob und deshalb den Krieg mit nur 70% seines
Militärpersonals führen konnte; und das zweite Ergebnis war, dass Hitler seine
Zuversicht, dass Großbritannien und Frankreich keine Kriegshandlungen gegen ihn
nach seinem Überfall auf Polen unternehmen würden, zurückgewann und den
Angriffsbefehl für den 1. September gab. Diese historische Episode ist sehr
wichtig und relevant zu diesem Artikel, denn sie widerruft völlig die
Behauptung des Europäischen Parlaments, dass der zweite Weltkrieg die
unmittelbare Folge des Molotov – Ribbentrop Paktes ist - das Hauptargument für
diese Behauptung ist die Chronologie, während die Episode beweist, dass die
Einstellung von Großbritannien zum Überfall entscheidend war und Hitler könnte
auch nach dem 23. August den Überfall aufgeben oder verschieben. Der Pakt
löste für Hitler nur die Frage „Was nach Polen“ während die Briten (und die
Franzosen) den Schlüssel zum Überfall auf Polen hielten. Hitler würde
niemals Polen überfallen, wenn Großbritannien und Frankreich den Willen gezeigt
hätten ihren vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Polen nachzukommen, denn
das wäre eine Niederlage für Deutschland und Selbstmord für ihn. Ich betone:
für Hitler zählten nur reelle Kriegshandlungen, keine Kriegserklärungen oder
Sanktionen. Ich möchte auch ergänzen, dass Weltkriege nur von Handlungen der
Weltmächte initiiert werden können, während die Sowjetunion zwischen den
Kriegen nicht als militärische Großmacht galt – nach Einschätzung der Experte,
waren Polen und Rumänien zusammen im Stand, die Sowjetunion in einem Krieg zu
besiegen. Vergessen wir nicht, dass in 1920 Polen allein Sowjetrussland besiegt
hatte.
Hitler hat sich bezüglich der Reaktion der „Demokratien“ auf seinen
Überfall auf Polen als Prophet gezeigt – sie haben nur ihm den Krieg erklärt
und was in England als „the phoney war“ (Der falsche Krieg), in Deutschland als
der „Kartoffelkrieg“ begonnen. Manche von Ihnen werden bemerken, dass wenn
Hunderte von Tausenden von Männern in den Krieg ziehen, wird man sie irgendwann
doch gebrauchen. Das stimmt – die britisch-französischen Kräfte an der Grenze
mit Deutschland sollten Kriegshandlungen beginnen sobald Deutschland und die
Sowjetunion genug von einem gegenseitigen Krieg erschöpft waren. Hitler hat
sich deshalb an der Richtigkeit seiner Pläne für Kampagne im Westen überzeugt
und diese Kräfte überfallen und geschlagen.
Das Geheimprotokoll benutzt man sehr oft um einen territorialen
Expansionismus der Sowjetunion zu beweisen. Die Gebiete, die man als
Interessensphäre der Sowjetunion da bezeichnet sind aber von Schlüsselbedeutung
für die Verteidigung des Landes. Der kürzeste Weg nach Moskau vom Westen ist
von Riga, die Hauptstadt von Lettland. Von Polen begannen die Invasionen der
Schweden und der Franzosen. Stalin begann den sowjetisch - finnischen Krieg um
die Verteidigung von Leningrad zu sichern. Er war bereit zum Landaustausch mit
Finnland, sein Vorschlag wurde aber abgelehnt. Stalin verstand sehr gut, dass
nach München und nach der Ablehnung des Bündnisses mit Großbritannien und
Frankreich der Krieg mit Deutschland unvermeidlich war und dass die
Westkampagne, die der Pakt vom 23. August ermöglichte, der Vorbereitung des
Krieges gegen die Sowjetunion diente und deshalb wollte er den Pakt maximal zur
Vorbereitung seines Landes zu diesem Krieg ausnutzen, was es ihm auch gelang.
Die sowjetische Leitung hatte beschlossen, die bevorstehende Invasion wie immer
mit Raum zu bekämpfen, also den Hauptwiderstand nicht an der Grenze, sondern
tief im Innern des Landes zu leisten, und dazu brauchte man mehr Raum. Diese
Auffassung vertritt auch Winston Churchill in seinen Kriegsmemoiren, wo er
schreibt, dass es lebenswichtig für die Sowjetunion war, so weit wie möglich
nach Westen die Ausgangsstellungen der deutschen Armee zu verschieben, so dass
die Russen die Zeit hatten, Kräfte zu sammeln von allen Teilen ihres kolossalen
Reichs. Er drückt die Meinung aus, dass die Russen mit Macht oder mit Betrug
die baltischen Staaten und Gebiete von Polen zu besetzen brauchten bevor man
sie überfällt und obwohl eigennützig und ruchlos, ihre Politik war höchst
realistisch. Ja, um einen Vertrag richtig zu verstehen und zu beurteilen, muss
man die Realitäten und die Situation der Vertragsparteien gut kennen, und dass
ist genau der Fall mit Winston Churchill.
Heute kann man sagen, dass die deutsch-sowjetischen Vereinbarungen vom 23.
August 1939 eine kolossale Bedeutung für die Sowjetunion, für den Verlauf und
Ausgang des Zweiten Weltkrieges und für die ganze Welt haben. Vor ihrer
Unterzeichnung war die Sowjetunion total isoliert mit der klaren und unvermeidlichen
Perspektive eines deutschen (oder vereinten deutsch-japanischen) Überfalls, gefolgt bei einem angelsächsischen
Überfall (unter sehr nettem Vorwand aber mit dem selben Zweck), die die
Sowjetunion letztendlich keine Chance zu überleben hatte. Alle Hauptteilnehmer
am Zweiten Weltkrieg – Deutschland, Großbritannien, USA, Japan und Frankreich
(mit Ausnahme von China) wollten die Vernichtung der Sowjetunion, die Frage war
wer ihre reichen Ressourcen unter Kontrolle nehmen würde. Die Vereinbarungen
änderte aber total die geopolitische Situation des Landes. Sie wendeten nicht
einfach die Gefahr von einem Krieg schon in 1939 ab, sondern ihre unmittelbare
Folge – die westliche Kampagne der Wehrmacht führte zur schweren Niederlage der
Kriegsprovokateuren Großbritannien und Frankreich, die die ambitiösen Pläne der
Briten mit dem neuen Weltkrieg in den Kühlschrank steckte, die Frage des
Überlebens zur Tagesordnung brachte und die Kriegsprovokateuren zu einer bis
neulich undenkbaren Allianz mit der Sowjetunion zwang. Also die Vereinbarungen
brachten die Sowjetunion in eine neue geopolitische Situation, wo die
Sowjetunion anstatt die tödliche Isolation diejenigen, die sie in Isolation
gehalten hatten, schon als Alliierten
hatte, die trotz der vielen Komplikationen in ihrem erfolgreichen Widerstand
gegen Deutschland interessiert waren und reelle Unterstützung mit Lieferungen
leisteten. Das alles ist nicht automatisch geschehen, aber diese
Vereinbarungen, eher die Niederlage von Frankreich und Großbritannien in 1940, waren
die Voraussetzung darüber.
Eine andere äußerst wichtige Folge dieser Vereinbarungen für die
Sowjetunion war die Erledigung des Konflikts am Khalkhin Gol, die Vermeidung
eines hoffnungslosen Kriegs auf zwei Fronten gegen Deutschland und Japan und
die Destabilisierung des Antikominternpaktes, der eindeutig gegen die
Sowjetunion gerichtet war. Kennzeichnend für das Ausmaß dieser Wirkung ist die
Tatsache, dass der Nichtangriffspakt die japanische Regierung, die den
Grenzkonflikt mit der Berechnung begonnen hatte, dass Deutschland auch
mitmachen wird, stürzte. Japan bezeichnete den Nichtangriffspakt als Verletzung
des Antikominternpaktes und fühlte sich von Deutschland verraten, was dazu
beigetragen hat, dass auch in 1941 die Sowjetunion den Krieg auf zwei Fronten
vermied.
Dank dem Nichtangriffspakt hat die Sowjetunion zusätzliche Ressourcen und
technisches Knowhow bekommen, die für den künftigen Krieg sehr nützlich
waren.
Kurzum, der Nichtangriffspakt mit Nazideutschland hat die Chance der
Sowjetunion gegeben, den Zweiten Weltkrieg zu überleben und zu bestehen. Im
Laufe des Krieges hat die Sowjetunion diese Chance ausgenutzt, indem sie mit
dem Preis von angeblich etwa 27 Millionen Opfern gesiegt hat und zur Großmacht
geworden ist.
Andererseits hat der Nichtangriffspakt bedeutende Vorteile auch
Nazideutschland gebracht. Genau wie die Sowjetunion war Deutschland vor der
Unterzeichnung in einer hoffnungslosen Situation. Hitler musste liefern, also
den Krieg beginnen, er hatte aber keine Chancen mit den Angelsachsen und
Franzosen im Rücken, die unvermeidlich nach dem Überfall auf die Sowjetunion
und bevor ihrer erwarteten Niederlage ihm eine zweite Front öffnen würden, um
ihm die Beute zu nehmen und Deutschland wieder in Knechtschaft zu bringen. Der
Pakt mit der Sowjetunion hat ihm die Möglichkeit gegeben, die Westkampagne
erfolgreich durchzuführen und mit den Ressourcen vom ganzen Europa die
Sowjetunion zu überfallen. Vor dem Sommer vom 1942 waren die westlichen
Alliierten nicht im Stand eine zweite Front zu öffnen, die mit einer Seelandung
beginnen sollte. Nazideutschland hat den Zweiten Weltkrieg verloren, nicht weil
das Land wieder auf zwei Fronten kämpfen musste, sondern weil es den Krieg
gegen die Sowjetunion verloren hat. Man hat die zweite Front geöffnet als die
Sowjetarmee die Nazieroberern vom sowjetischen Land gedrängt hatte und ihren
Feldzug in Europa begann, nicht um Hitler zu bekämpfen, sondern dem
sowjetischen Vorstoß zu widerstehen. „Sowjetrussland ist zu einer Todesgefahr
geworden. Man muss eine zweite Front gegen den sowjetischen Vorstoß öffnen“
hatte Churchill gesagt.
Ohne Zweifel wäre sowohl für die Sowjetunion als auch für die Welt viel
besser, wenn man ein System für kollektive Sicherheit aufgebaut hätte oder wenn
Großbritannien und Frankreich den sowjetischen Vorschlag für eine trilaterale
Allianz vom 17. April 1939 akzeptiert hätten. So würde man den Zweiten
Weltkrieg vermeiden und sich die Zerstörung von Europa, einschließlich der
westlichen Regionen der Sowjetunion und die Verlust der mehr als 50 Millionen
menschlichen Leben sparen. Aber die mächtigen Kriegsprovokateuren wollten den
Krieg und er kam zustande.
Deshalb bemerkte Molotov in seiner Aufforderung zum Obersten Sowjet den
Nichtangriffspakt zu verifizieren kurz aber vielsagend: „Die (die
Kriegsprovokateuren) haben uns keine andere Option überlassen“.
Die deutsch-sowjetischen Vereinbarungen haben dazu beigetragen, dass
anstatt sein Imperium zu stärken, Großbritannien eine weitere Schwächung seines
Einflusses während und als Ergebnis des Zweiten Weltkrieges erleben musste.
Obwohl unvermeidlich diese Schwächung zu Gunsten der USA kam, wurde die
angelsächsische Dominanz keine eindeutige Weltdominanz – die Sowjetunion wurde
zur Weltmacht und China mit ihrer enormen Potenziale gewann seine
Unabhängigkeit zurück.
Der Nichtangriffspakt ist eine glänzende Antwort von Stalin auf das
Münchener Abkommen. Am 13. April 1941 hat die Sowjetunion einen
Nichtangriffspakt mit Japan unterzeichnet, was die Antwort von Stalin auf das
Craigie – Arita Abkommen war.
Nun komme ich auf die Behauptungen, dass die Sowjetunion den Zweiten
Weltkrieg wollte und sogar Deutschland zu überfallen plante. Man geht soweit,
die Propaganda von Goebbels zu gebrauchen, nach der der Überfall auf die
Sowjetunion eigentlich nur ein vorbeugender Zug war, denn die Sowjetunion war
dabei zu überfallen. Solche Behauptungen passen sehr gut zu den Beschuldigungen
in der Entschließung des Europäischen Parlaments, sind aber völlig unbegründet
und unwahr. Erstens, Stalin hatte eine realistische Vorstellung über die
Fähigkeiten der Roten Armee in 1941 – nach Spanien, nach Khalkhin Gol und
besonders nach dem sowjetisch – finnischen Krieg. Ihm war es klar, dass seine
Armee in einem Überfall oder in großen Grenzgefechten der Wehrmacht nicht
gegenüberstehen konnte und deshalb, wie ich schon geschrieben hatte, plante man
mit einer tiefen Verteidigung im Inneren des Landes, was auch praktisch
geschehen ist. Hier ist aber der Beweis darüber. Vor dem Krieg war die
sowjetische Industrie, besonders die strategisch wichtige und militärische, in
den westlichen Regionen der Sowjetunion konzentriert. Schon vor dem Krieg hat
man alle Vorbereitungen zur Evakuation der strategischen Betriebe ausgeführt –
man hat neue Produktionsflächen mit der notwendigen Infrastruktur im Osten
aufgebaut. Was übrig blieb war nur die Ausrüstung zu demontieren, nach Osten zu
transportieren und zu montieren, was in den ersten Tagen des Krieges
erfolgreich gemacht wurde. Die Vorbereitungen zur Evakuation der sowjetischen
Industrie, sind ein unbestreitbarer Beweis, dass die sowjetische Leitung nicht
nur mit keinem Überfall auf Deutschland oder mit schnellen Erfolgen rechnete
(wie die Propaganda behauptete), sondern die Übernahme der westlichen
Industriegebiete bei den Eroberern für unvermeidlich oder wenigstens hoch
wahrscheinlich hielt. Inzwischen ist diese erfolgreiche Evakuation einer der Hauptfaktoren für den
Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg.
Zweitens, ein Überfall auf Deutschland wäre ein sicherer Selbstmord für die
Sowjetunion nicht nur wegen der Stärke der Wehrmacht, sondern auch weil so ein
Überfall die Isolation des Landes beibehalten würde und kein Land, insbesondere
die Sowjetunion in 1941, hatte Chancen in einem Weltkrieg allein, ohne mächtige
Verbündeten, zu bestehen und Stalin verstand das sehr gut.
Nachdem Stalin Ende Dezember 1940 sich mit dem Hauptpunkten vom Plan
„Barbarossa“ bekannt gemacht hat und einsah, dass der Krieg mit Deutschland
nicht nur unvermeidlich, sondern eigentlich unmittelbar bevorstehend war, wurde
die Besorgung von mächtigen Verbündeten – das konnten nur die Vereinigten
Staaten und Großbritannien sein, zu seiner wichtigsten außenpolitischen
Aufgabe.
Churchill und Roosevelt hatten positiv seine Andeutung, dass der Einmarsch
in Ostpolen der Verteidigung der lokalen Bevölkerung von den deutschen
Eroberern diente, aber die lebenswichtigen für die künftige Verteidigung der
Sowjetunion Annektierungen der baltischen Länder, Bessarabien und vom
finnischen Territorium machten die Überwindung der Isolation noch schwieriger.
Wegen dem sowjetisch-finnischen Krieg wurde die Sowjetunion als Aggressor vom
Völkerbund ausgeschlossen und der stärkste und also wichtigste potentieller
Verbündete – die Vereinigten Staaten von Amerika führte „moralisches Embargo“
gegen die Sowjetunion ein, das den Export von bestimmten Produkten verbot.
Präsident Roosevelt war unter großem Druck die Beziehungen mit der Sowjetunion
zu unterbrechen, was er nicht tat und begnügte sich mit einer Verurteilung der
Sowjetunion als „absolute Diktatur“. Als im Januar 1941 die Amerikaner auch mit
dem Plan „Barbarossa“ bekannt wurden, unternahm Roosevelt Schritte zur
Annäherung mit der Sowjetunion. Das „moralische Embargo“ wurde aufgehoben und
nur das Veto von Roosevelt blockierte die Ausschließung der Sowjetunion vom
Leih- und Pracht Programm. Das Leih- und Pracht Gesetz bevollmächtigte den
Präsident jede Regierung zu unterstützen, deren Verteidigung nach seiner
Meinung lebenswichtig für die Verteidigung der Vereinigten Staaten war. Stalin
sah die Chance ein, verstand aber, dass ein Bündnis mit den Vereinigten Staaten
politisch machbar war nur wenn die Sowjetunion nicht als Aggressor sondern als
Opfer in den Augen der internationalen Gemeinschaft galt. Eigentlich nur Tage
nach der Annahme des Leih- und Prachtgesetzes am 11. März 1941 begann er
„Hitler zu glauben“ und alle Informationen des Nachrichtendienstes über den
bevorstehenden Anfall als „Desinformationen“ zu bezeichnen. Die Handlungen von
Stalin am 22. Juni – dem ersten Tag des Krieges, zeugen eindeutig was für einen
großen Wert er darauf setzte, dass sein Land nicht als Aggressor erkannt
wurde. Deutschland, das auch nicht als
Aggressor erkannt werden wollte, hat den Überfall auf die Sowjetunion als
vorbeugender Schlag gegen an der Grenze konzentrierte sowjetische Truppen
dargestellt. Weder in der Rede vom Ribbentrop, noch im Hitlers Memorandum oder
am Treffen des deutschen Botschafters mit Molotov hat Deutschland einen Krieg
erklärt und das machte die Situation kompliziert. Der erste Befehl, der Stalin
als Oberbefehlshaber der sowjetischen Armee nach dem Überfall gab (um 6:40) ist
Direktive # 2, die ausdrücklich den sowjetischen Einheiten und Soldaten
verbietet, die Staatsgrenze zu überschreiten. Er fürchtete, dass wenn sogar
einige Soldaten hinter der Grenze erschossen oder gefangengenommen würden,
Deutschland diesen Umstand als Beweis für sowjetische Aggression ausnutzen
würde. Die Grenzsoldaten hatten den ausdrücklichen Befehl, nur dann zu
schießen, wenn die Grenze schon überschritten worden war. Um 8:40 traf er den
Generalsekretär der Komintern Georgi
Dimitrov mit dem Zweck und mit dem Ergebnis, dass nach zwei Stunden 11 Sendern
auf elf verschiedenen Sprachen die kommunistischen Parteien in der Welt über
den deutschen Angriff auf die Sowjetunion informierten.
Um 10:40 traf er Molotov und beide vorbereiteten den Text der
Regierungsmeldung, in dem Molotov um 12:15 die sowjetischen Bürger über den
Überfall auf ihr Land informierte.
Erst um 14:00 begann Stalin sich mit militärischen Fragen zu beschäftigen.
Er beschloss das einzige Argument für den „vorbeugenden Überfall“ - die
Konzentration von sowjetischen Truppen an der Grenze wegzunehmen, indem er
weiter, trotz der dringenden militärischen Notwendigkeit, keine Truppen zum
Grenzstreifen schickte und so ausschloss, dass die Sowjetunion als Aggressor
erkannt werden konnte. Aus diesem Grund hat er nicht den Befehl gegeben, den
operativen Plan zur Verteidigung des Grenzstreifens auszuführen. Direktive #3
über die Einführung der vollen Kampfbereitschaft (also Bereitschaft zu
Kriegshandlungen) war fertig bei 16:00, Stalin aber gab sie zur Sendung und
Ausführung erst um 22.00, nachdem Churchill eindeutig Nazideutschland als den
Aggressor erkannt hatte. Inzwischen zeigten die deutschen Journalisten jubelnde
Filme über den schnellen Vormarsch der Wehrmacht. Die Tatsache, dass die
deutschen Soldaten nicht in Kampfordnung, sondern in Kolonnen marschierten,
machte klar, dass es keine Konzentration von sowjetischen Truppen an der Grenze
gab und andere Episoden, wie die Vernichtung der sowjetischen Kampfflugzeuge in
ihren Landungsstreifen, ließ keinen Zweifel, dass die Sowjetarmee nicht in
Kampfbereitschaft war und überrascht worden war.
Um 21:00 kam die Meldung von Churchill, etwas später – analogische Meldung
von Roosevelt, in der der amerikanische Präsident über Anti-Hitler Koalition
mit der Teilnahme der Sowjetunion sprach und der Sowjetunion Hilfe versprach.
Mit dem Preis von enormen Verlusten hatte die Sowjetunion einen lebenswichtigen
geostrategischen Sieg erreicht.
Ich möchte betonen, dass nicht nur Churchill, sondern keiner der
bedeutenden Politiker der Kriegszeit sich erlaubt hat zu behaupten, dass die
Sowjetunion verantwortlich für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war oder den
Krieg wollte und dabei war, Deutschland zu überfallen, weder in der
Koalitionszeit, noch in der Zeit des Kalten Krieges – auch deshalb, weil die
Kriegsgeneration zu gut die Realitäten der Vorkriegszeit kannte. Nachdem man
aber etwa zwei Nachkriegsgenerationen nicht Geschichte, sondern Propagandalügen
belehrt hat, ist die Annahme der Entschließung des Europäischen Parlaments
möglich geworden. Bemerken Sie bitte noch einmal den totalen Unterschied in der
Einschätzung der sowjetischen Handlungen in Polen in September 1939 zwischen dem Text der Entschließung und den
Äußerungen von Churchill vom 1. Oktober 1939 sowie der Absage der westlichen
Alliierten gegen diese Handlungen sogar zu protestieren.
Ich glaube, dieser Artikel hat schon sowieso die eigentliche Schuld und die
Schuldenträger für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs klar gemacht, nun will ich aber eine eindeutige Einstellung
zur Frage der Schuld und der Schuldenträger nehmen. Neben den Aggressoren des
Zweiten Weltkriegs Deutschland und Japan (Italien ist auch ein Aggressor aber
seine Aggressionen gegen Äthiopien, Albanien und Griechenland sind geopolitisch
nicht genug bedeutend) wird die
Hauptschuld für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von denjenigen getragen,
die nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg Deutschland beraubt und
in voller Abhängigkeit von sich selbst gebracht haben; danach das Land nach
Expansion im Osten getrieben haben; die Machtübernahme der Nazis unterstützt
haben, weiter schon Nazideutschland zum Krieg gegen die Sowjetunion getrieben
haben, wobei sie nicht nur den Nazis erlaubt haben, die Begrenzungen vom
Vertrag von Versailles zu verletzen, sondern ihnen die notwendigen Ressourcen
zum Krieg zur Verfügung gestellt haben, die Rüstungsindustrie der Nazis mit
Finanzierung und Technologien unterstützt haben und ihnen zwei Länder – die
Tschechoslowakei und Polen auslieferten, so dass die Nazis nicht nur ihre
Ressourcen gebrauchen konnten, sondern auch zur sowjetischen Westgrenze
gelangten; die Politik der kollektiven Sicherheit begraben haben und die
Sowjetunion in totaler Isolation mit dem Zweck ihrer Vernichtung gehalten
haben – also denjenigen, die Stalin
schon im März 1939 Kriegsprovokateuren genannt hat. Natürlich geht es hier um Großbritannien
und Frankreich, die vor allem außenpolitisch den Zweiten Weltkrieg vorbereitet
haben. Sie beide haben alle (für Frankreich fast alle) obenerwähnten Handlungen
verrichtet und ihre Rolle als Kriegsprovokateuren ist am deutlichsten zu sehen
in ihrer Teilnahme am Ereignis, was wie erwähnt, am meisten den Zweiten
Weltkrieg provoziert hat – die Münchener Konferenz, die nichts anders als ein
Gipfeltreffen der europäischen Aggressoren mit den Kriegsprovokateuren
darstellt und den Krieg unvermeidlich gemacht hat. Die Hauptrolle in diesem
Duo spielte Großbritannien, denn nach dem Mord von seinem Außenminister Louis
Barthou gab Frankreich seinen eigenen außenpolitischen Kurs auf und begann den
britischen Initiativen blind zu folgen. Die Tatsache, dass Frankreich bald nach
dem Beginn des Krieges besiegt und besetzt und Großbritannien schweren
Bombenangriffen ausgesetzt wurde, ändert nichts an ihrem Schuld am Ausbruch des
Krieges – bis Mai 1940 fühlten sich beide Länder unantastbar, weil sie sowohl
Hitler als die Wehrmacht sehr unterschätzt hatten. Diese Unterschätzung ist
deutlich auch im erwähnten Interview von Winston Churchill am 1. Oktober 1939
zu bemerken.
Neben Großbritannien und Frankreich will ich noch
einen am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs sehr schuldigen Kriegsprovokateur
nennen, der eine verschiedene, aber nicht weniger wichtige Rolle spielte – die
Vereinigten Staaten von Amerika. Angeblich führte dieser Kriegsprovokateur die Politik des Isolationismus
und war nicht an der Oberfläche der europäischen Politik zu sehen, aber seine
wirtschaftliche – sowohl finanzielle als auch technologische Unterstützung gab
dem Dritten Reich die Kapazität den großen Krieg zu führen, wobei die
Vereinigten Staaten aktiv die Machtübernahme bei den Nazis – auch finanziell,
unterstützt hatten. Und wie kann man ein Land, dessen Großkapital der
Haupteigentümer der strategischen Industrie, einschließlich der
Rüstungsindustrie von Nazideutschland war, für die Aggression von
Nazideutschland entschuldigen?
Wie Sie sehen, diejenigen, die Hitler zur Macht brachten, zum Krieg getrieben
haben und so den Zweiten Weltkrieg provoziert haben, sind dieselben, die die
Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg zur Macht in Westdeutschland zurückgebracht
haben mit dem Unterschied, dass im ersten Fall Großbritannien, und im zweiten
Fall die Vereinigten Staaten die Hauptrolle gespielt haben, was mit den
Änderungen in den geopolitischen
Gewichten beider Länder zu erklären ist.
Ich beende meine historische Übersicht mit der Frage über den Beginn des
Zweiten Weltkriegs. Diese Frage ist sehr wichtig zum Thema des Artikels denn
das Hauptargument, dass der Molotov – Ribbentrop Pakt den Zweiten Weltkrieg
verursacht hat ist die Chronologie – am 23. August 1939 hat man den Pakt
unterzeichnet, am 31. August hat man ihn verifiziert und am 1. September 1939
mit dem Überfall auf Polen soll der Zweite Weltkrieg begonnen haben.
Ich habe schon geschrieben, dass nach der Einnahme der Tschechoslowakei die
Sowjetunion im Völkerbund versucht hat, die Frage über die Bestimmung dieser
Einnahme als Aggression zu stellen, Großbritannien und Frankreich aber diesen
Versuch blockiert haben. Schauen wir aber was der amerikanische Präsident
Roosevelt in seiner Anrede am Radio vom 9. Dezember 1941 unter anderem gesagt
hat:
„In 1938 besetzte Hitler Österreich – ohne Warnung.
In 1939 überfiel Hitler die Tschechoslowakei – ohne Warnung.
Später in 1939 überfiel Hitler Polen – ohne Warnung.“
Bitte, bemerken Sie dass ich in den zwei letzten Sätzen das selbe Verb
„überfallen“ benutzt habe – weil auch Roosevelt in diesen Sätzen das selbe Verb
„to invade“ benutzt hat. Und „besetzen“ also „to occupy“ ist fast das selbe wie
„überfallen“ mit dem Unterschied dass dieses Wort eher auf das Ergebnis
orientiert ist. Es gibt keinen Zweifel, dass er alle drei Aggressionen von
Nazideutschland
völlig gleich einschätzt. Und er hat recht, sowohl rechtlich, als auch
politisch. Rechtlich – weil alle drei Schritte Hitlers Kriegsakten und
Aggressionen darstellen und politisch – weil die drei erwähnten Schritte der
territorialen Vorbereitung von Nazideutschland zum Überfall auf die Sowjetunion
und der Erfüllung der selben Strategie dienten. Das letzte betont Präsident
Roosevelt in seiner Rede vom 27. Mai 1941, in der er sagte: „Die Attacke auf
die Tschechoslowakei begann mit der Eroberung von Österreich. Die Attacke auf
Norwegen begann mit der Besetzung von Dänemark. Die Attacke von Griechenland
begann mit der Besetzung von Albanien und Bulgarien.“ Ich finde diese Äußerung
sehr richtig aber genau so richtig ist, dass die Attacke auf Polen mit der
Attacke auf die Tschechoslowakei und eher mit der Besetzung von Österreich
begann – das verschwieg Präsident Roosevelt aus diplomatischen Gründen – das
wäre eine Erkennung der Schuld seines engsten Verbündeten am Ausbruch des
Krieges.
Aber es stellt sich die gute Frage warum offiziell der Zweite Weltkrieg mit
der Attacke auf Polen begonnen hat. Warum nicht mit der Einnahme der
Tschechoslowakei oder mit der Besetzung von Österreich? Oder wenn Sie auf
Kriegshandlungen bestehen, warum nicht mit dem Zweiten Japanisch-Chinesischen
Krieg, also am 7. Juli 1937? Schließlich war China der erste Schritt in den
Invasionsplänen von Japan und die Antikominternpakt ist ein Beweis darüber.
Die unmittelbare Antwort ist dass die Attacke auf Polen den Eintritt in den
Krieg von zwei Großmächten mit Kolonien – Großbritannien und Frankreich
eingeschaltet hat. Das bedeutet aber, dass diese zwei Mächte den Anfang des
Krieges bestimmt haben und das ist völlig richtig. Sie haben einseitig
beschlossen, ihre verträgliche Verpflichtungen an die Tschechoslowakei nicht zu
erfüllen und die selben Verpflichtungen an Polen nur formell zu erfüllen, in
dem sie den Krieg an Nazideutschland erklärten und so den Anfang des Zweiten
Weltkrieg gestellt haben, ohne aber jegliche reelle Unterstützung von Polen zu
leisten und so Polen genau wie die Tschechoslowakei an Nazideutschland
ausgeliefert haben. Da stellt sich aber die Frage was haben den Ribbentrop –
Molotov Pakt und die Sowjetunion mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zu
tun, wenn Großbritannien und Frankreich den Zeitpunkt dieses Ausbruchs
vorbestimmt haben? Das chronologische Argument ist anscheinend nicht gültig.
Ich finde es absurd, dass der Zweite Weltkrieg erst nach der Vernichtung
von fünf Staaten in Europa und nach dem die Völker von China und Äthiopien,
also hunderte Millionen Menschen, den Schrecken des Kriegs ausgesetzt wurden,
begonnen hat. Deshalb komme ich mit der tieferen und eigentlichen Antwort über
die Erkennung des 1. Septembers 1939 als Beginn des Zweiten Weltkrieges. Dieses
Datum dient der Deckung der Rolle der westlichen „Demokratien“ als
Kriegsprovokateuren und eigentliche Kollaborateure von Nazideutschland und
Japan. Wie kann man den Zweiten Japanisch - Chinesischen Krieg im Rahmen des
Zweiten Weltkriegs betrachten ohne das Craigie – Arita Abkommen als klare
Unterstützung für die Kriegshandlungen und Verbrechen von Japan und als
Aufmunterung zu weiteren Kriegshandlungen und Verbrechen und also als
Provokation zum Zweiten Weltkrieg einzusehen? Und wenn man die Besetzung von
Österreich als Akte des Zweiten Weltkriegs betrachtet, wie wird das Münchener
Abkommen aussehen? Und wie wird dieses Abkommen aussehen wenn der Überfall auf
die Tschechoslowakei als Beginn des Zweiten Weltkriegs betrachtet wird? Es ist
eine andere Frage, dass wenn wegen der Besetzung Österreichs oder der Überfalle
auf die Tschechoslowakei und auf Polen Großbritannien und Frankreich
Kriegshandlungen gegen Nazideutschland begonnen hätten, es keinen Zweiten
Weltkrieg geben würde, aber wie gesagt, diejenigen, die heute die Sowjetunion
am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beschuldigen, wollten sehr viel einen neuen
Weltkrieg, in dem der Überfall auf die Sowjetunion bei Nazideutschland (und
Japan) ein Schlüsselelement sein sollte.
Und wenn die Überfälle auf Österreich und die Tschechoslowakei nicht zum
Zweiten Weltkrieg gehören, warum gehört der Überfall auf Polen zu diesem Krieg?
Ja, Großbritannien und Frankreich haben den Krieg erklärt, aber es gab keine
Kriegshandlungen. Mit Ausnahme des sowjetisch – finnischen Kriegs nach der
Vernichtung von Polen, genau wie nach der Vernichtung von Österreich und von
der Tschechoslowakei, in Europa nicht de jure aber de facto herrschte für
einige Zeit – bis zum 5. April 1940, Frieden.
Gehen wir nun zur Entschließung des Europäischen Parlaments. Der
Zusammenhang zwischen der Geschichte, die ich hier dargestellt habe und der
Entschließung ist die Schlussfolgerung, dass die Nachkommen der Aggressoren und
der Kriegsprovokateuren des Zweiten Weltkriegs, also derjenigen, die die
wirkliche Schuld für den Ausbruch dieses Krieges tragen, diese Schuld auf die
Sowjetunion auflegen. An sich ist das nichts neues - es ist normale angelsächsische Praxis wenn
man selbst Verbrechen begeht, den Sündenbock zu erfinden – ich habe in diesem
Blog schon über das Attentat auf den Papst Johannes Paul den Zweiten und die
Geschichte meines Vaters geschrieben. Was aber meiner Meinung nach neues in der
Entschließung ist, ist dass zum ersten mal in einem politischen Dokument und
zwar Dokument einer multilateralen europäischen Organisation die Sowjetunion am
Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beschuldigt wird. Zum ersten mal sehe
ich politisches Dokument was auf unwahre Tatsachen, in diesem Fall Lügen,
beruht wie diese, dass die Sowjetunion und Nazideutschland sich Europa
verteilt haben. Das ist nur eins der Merkmale der ungläubigen Symbiose der
Propaganda und Politik, auf der das Dokument gebaut worden ist. Ein anderes
Merkmal ist, die Bezeichnung des Molotov – Ribbentrop Paktes überall in der
Entschließung als „Hitler-Stalin-Pakt“. In der diplomatischen Bibliographie
tragen die internationalen Verträge der ersten Hälfte des zwanzigsten
Jahrhunderts die Namen derjenigen, die sie unterschrieben haben und historisch
ist der Vertrag vom 23. August 1939 als Ribbentrop – Molotov Pakt bekannt und
geblieben. In diesem Dokument wird aber der Vertrag mit den Namen der ersten Männer der zwei
Staaten bezeichnet, um die Bedeutung des Vertrags zu multiplizieren und die
zwei „totalitären Regimen“ nebeneinander zu stellen und ihre ähnliche Natur und
nicht existierende enge Beziehungen zu betonen. Das dritte Merkmal ist die
Einseitigkeit, mit der man die Sowjetunion mit dem Zweiten Weltkrieg verbindet
- während man über eine Rolle der Sowjetunion am Ausbruch des Zweiten
Weltkriegs spricht, erwähnt man kein Wort über den entscheidenden Beitrag der
Sowjetunion für die Befreiung von Europa vom Nazismus mit dem Preis von etwa
26.6 Millionen Opfern, darunter etwa 8.6 Millionen militärisches Personal.
Abschnitt D behauptet, dass nach der Niederlage des nationalsozialistischen
Regimes und dem Ende des Zweiten Weltkriegs die osteuropäischen Ländern
Diktaturen (verstehe sozialistischen Regimen) geworden sind. Das ist auch nicht
wahr. Die Opposition in Osteuropa wurde erst nach dem offiziellen Beginn des
Kalten Krieges abgeschafft – in 1946 und 1947 und ist das Ergebnis der
Verteilung von Europa unter den Alliierten, vor allem zwischen Churchill und
Stalin und des Ausbruchs des Kalten Kriegs. Stalin hat sich strikt an seine
Vereinbarungen mit seinen Verbündeten gehalten
- er hat die Komintern in 1943 aufgelöst, erlaubte
Oppositionstätigkeiten in Osteuropa, aber vielleicht das beste Beispiel dazu
ist Griechenland. Obwohl die griechische kommunistische Partei die stärkste
politische Kraft war, leistete er keine Unterstützung für die griechischen
Kommunisten, weil Griechenland zur Einflusssphäre von Großbritannien gehörte
und die letzten erlitten eine Niederlage im Bürgerkrieg, an dem auch britische
Einheiten teilnahmen. Ja, die Verteilung von Europa ist eine Tatsache, aber
nicht vom 1939, sondern vom 1945 zwischen Großbritannien, USA und der
Sowjetunion. Der Kalte Krieg wurde von
den Provokateuren des Zweiten Weltkriegs begonnen mit dem selben Ziel, mit dem
man Nazideutschland zum Krieg gegen die Sowjetunion trieb, nachdem die
Sowjetunion nicht in die Falle fiel, sich dem Bretton Woods Finanzsystem
anzuschließen. Zuerst ausarbeitete Großbritannien im Frühjahr 1945 den Plan
„Das Undenkbare“ über einen Überfall auf die Sowjetunion. Danach begann man mit
der Atombombe zu rechnen und man bombardierte und vernichtete zwei japanischen
Städte, die unbedeutend für die Kriegsführung waren, um der Sowjetunion die
neue Vernichtungswaffe zu demonstrieren.
Zum ersten mal in einem europäischen politischen
Dokument sehe ich eine klare Andeutung vom territorialen Revanchismus und zwar in der folgenden Passage: „C.
...Im Juni 1940 Teile Rumäniens besetzte
und annektierte (die Sowjetunion)– die seitdem nicht an Rumänien zurückgegeben
worden sind...“ Diese Passage verstehe ich so, dass man diese Teile Rumänien
zurückgeben soll. Diese „Teile“ von Rumänien haben fast zwei Jahrhunderte dem
Russischen Imperium gehört und nur etwa 20 Jahre – bis 1939, Rumänien, aber
nicht das ist das wichtige für mich. Ich habe schon geschrieben, dass der
Westen das wichtigste Prinzip der Schlussakte von Helsinki – über die
Unantastbarkeit der europäischen Grenzen am Beispiel von Kosovo verletzt hat.
Dieses Prinzip ist keine Anerkennung der Gerechtigkeit dieser Grenzen, da sie
alle das Ergebnis von Kriegen sind, sondern ist eine Erkennung der
Notwendigkeit, den Kriegen in Europa ein Ende zu stellen. Heute sehen wir aber,
dass die Europäische Union, deren Mitglieder alle die Schlussakte von Helsinki
unterschieben haben, sich praktisch gegen die Unantastbarkeit der europäischen
Grenzen ausdrückt, was zu epischen und tragischen Konsequenzen in Europa führen
kann und wird.
Mich hat auch folgende Passagen beeindruckt: „D. In der Erwägung, dass …
andere europäische Länder ein halbes Jahrhundert lang Diktaturen blieben (nach
der Niederlage des nationalsozialistischen Regimes) … und ihnen Freiheit,
Souveränität, Würde, Menschenrechte und sozioökonomische Entwicklung weiterhin
versagt blieben“ und „G.....die Erweiterung
der EU seit 2004 bedeutete, dass sie (die in D. Gemeinten Länder) in die
Familie der europäischen Staaten zurückkehrten, zu der sie auch gehören.“. Ich
verstehe diese Passagen so, als wollen die Verfasser der Entschließung andeuten
(sie wagen es nicht direkt zu sagen), dass wir, die Osteuropäer, bis zur Wende
keine Freiheit, Souveränität, Würde, Menschenrechte und sozioökonomische
Entwicklung hatten, jetzt aber alles das
haben, während die Westeuropäer, das alles die ganze Zeit nach dem Zweiten
Weltkrieg zur Verfügung hatten.
Ich möchte da aber fragen, was hat die Situation der Sexsklavinnen aus
Osteuropa, die ich in diesem Blog beschrieben haben, mit Freiheit, Würde und
Menschenrechte zu tun? Die osteuropäischen Sexsklavinnen, die inzwischen sehr
zahlreich sind, sind aber nicht die einzigen modernen Sklaven aus Osteuropa und
über die anderen Sklaven ist die westliche, auch die deutsche Presse, etwas
mehr offen als über die Sexsklavinnen. Lesen Sie zum Beispiel die Artikeln
„Wanderarbeiter – die Sklaven der Moderne“ vom September 28, 2017 im de.euronews.com
und „Unsere Neuen Hungerlöhner“der Frankfurter Allgemeine vom Oktober 27, 2013.
Sehen sie Würde, Freiheit und Menschenrechte in den Arbeits- und
Lebensumständen der osteuropäischen Wanderarbeiter in Deutschland? Die COVID-19
Pandemie hat auch die Sklavenumstände der Wanderarbeiter zum Licht gebracht.
Von den einigen Fällen, werde ich den Fall mit den Wanderarbeitern von Tönnies
bemerken, denn dieser Fall widerspiegelt den Zynismus und die Heuchelei der von
den stillen Nazis kontrollierten deutschen Obrigkeit bezüglich ihren
osteuropäischen Sklaven. In Verbindung mit dem Ausbruch der Pandemie in Tönnies
hat der Ministerpräsident von NRW Armin Laschet die rumänischen und
bulgarischen Wanderarbeiter des Fleischverarbeiters beschuldigt. Erst unter dem
Druck der Öffentlichkeit und der Tatsachen (es stellte sich unter anderem
heraus, dass diese Wanderarbeiter sowohl an ihren Arbeitsplätzen, als auch in
ihrer Unterbringung und beim Transport zusammengepfercht waren) musste er die
„menschenunwürdigen“ Arbeitsbedingungen und Unterbringung als Ursache der
Virenverbreitung anerkennen, aber natürlich hat er seine eigene Schuld als
Ministerpräsident nicht gesehen. Und warum soll er das tun, wenn sowieso die
Wanderarbeiter da sind um ausgebeutet zu werden, damit die Profite und
Konkurrenzfähigkeit der deutschen Industrie wachsen können. Sie sind freiwillig
nach Deutschland gekommen, weil sie in ihren Ländern genau wie die
Sexsklavinnen überflüssige Menschen sind und keine Beschäftigung, und also
Überlebensmöglichkeiten, finden können. Der arme Mensch kann nicht frei sein.
Im Zeitraum in dem laut der Entschließung den Osteuropäern die sozioökonomische
Entwicklung versagt wurde, verwandelte sich Bulgarien von einem armen Agrarland
zur 28-ste Industrie der Welt, heute als laut der Entschließung man uns
sozioökonomische Entwicklung „anbietet“, sind wir schon nicht sogar unter den
ersten 100 Industrien zu finden. Zum
Beispiel Bulgarien war spezialisiert im Rahmen der RGW in der Produktion von
Elektro- und Motorkarren. In 1988 haben wir 82 500 Karren hergestellt, in 2014
– nur 243. Das Ergebnis – laut FAO war Bulgarien in 1989 am vierten Platz in
der Welt im täglichen Verbrauch von Kalorien – 3 623, in 2011 nahmen wir den
81. Platz mit 2 877 Kalorien täglich. Inzwischen das Minimum für das Überleben
ist 2 400 Kalorien täglich und Ghana nimmt den 61. Platz. Und damals haben wir
Nahrungsmitteln exportiert, heute müssen wir sie importieren. Unsere
Bodenschätze werden von Ausländern kontrolliert und befördert, wobei der Konzessionär
für das Gold nur 1.5% seines Profits dem bulgarischen Staat zahlt, während in
Afrika die Norm 15% des Profits ist.. Im Bereich demografische Entwicklung nahm
Bulgarien in 2014 den 229. Platz (von 233 Bewerbern) mit negativem Zuwachs von
-8.5%. Die Ursache für diesen Zusammenbruch ist der Neokolonialismus, deren
Bestandteil genau die Versagung von sozioökonomischer Entwicklung ist. Man kann
viel über das große Verbrechen des kollektiven Westens schreiben, was in der
Geschichte als „Das Verbrechen Osteuropa“ bleiben wird, aber zum Zweck meiner
Erzählung hier will ich nur betonen dass die Entschließung ein eindeutiges
Zeugnis von Lügen, Propaganda und unglaublichen Zynismus und Heuchelei auf
höchster politischen Ebene ist und ist genau von denjenigen, die „Das
Verbrechen Osteuropa“ Jahrzehnte begangen haben, verfasst worden. Beeindruckend
ist auch die westeuropäische Egozentrik der Entschließung, die in der zweiten
obenerwähnten Passage deutlich zu sehen ist. Nein, Herrschaften, während des
Kalten Kriegs war die europäische Familie einfach getrennt. Diese Familie (wenn
überhaupt dieser Begriff adäquat ist) hat immer aus beiden Teilen Europas
bestanden (nicht nur aus seinen westeuropäischen Mitgliedern) und
Familienzugehörigkeit ist für immer. Trennungen passieren in vielen Familien,
das Problem ist, dass die osteuropäischen Mitglieder dieser Familie nach dem
Kalten Krieg als Familiensklaven und nicht als Familienmitglieder behandelt
werden.
Diese Entschließung, sowie die Tatsache, dass in der EU die reichen
reicher, und die Armen ärmer werden, führt uns zur Frage was für eine
Organisation die EU ist und welche Interessen sie vertritt. Ohne Zweifel
vertritt sie die amerikanischen Interessen, die nach dem Kalten Krieg Europa
eher als Konkurrent betrachten und wie viele anderen Regionen in Chaos bringen
wollen und Russland in Isolation vom Rest von Europa halten wollen, aber die
Frage ist was für Europäer wollen den Chaos in Europa und das was in den
letzten Jahren in Europa geschieht?
Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir uns etwas mit den Vätern der EU
befassen, und dank dem Franzosen Philippe de Villiers und seinem Buch „Je ai
tire sur le fil du mensonge et tout est venu“ (meine Übersetzung wäre „Ich habe
die Gardine der Lüge weggezogen und alles ist auf seinem Platz gekommen) können
wir das machen. Offiziell sind das Jean Monet und Robert Schuman, aber die EU
hat einen inoffiziellen dritten Vater und das ist der Deutsche Walter Hallstein. Er ist
offiziell nicht als Vater anerkannt worden, nicht weil man seinen Beitrag
unterschätzt – in der Internetseite der EU wird er als „Leiter mit Visionen“
bezeichnet, sondern weil er unter Hitler ein Nazi war mit Mitgliedschaft in
vier Nazistischen Federationen und in der NSFO (National Sozialistischer Führungsoffiziere)
– also eine Organisation, die sich mit der politischen Ausbildung der deutschen
Soldaten im Sinne des Nationalsozialismus beschäftigte. Als anerkannter Jurist
war er in der gemischten deutschen – italienischen Kommission tätig, die die
Ausarbeitung des künftigen übernationalen institutionellen Rahmens Europas
unter der Führung von Nazideutschland und Italien als Aufgabe hatte. Seine
Anschauungen zum Thema präsentierte er in einer Rede in Rostock am 23. Jannuar
1939. In dieser Rede sprach er von der legalen Germanisierung der Neuen
Territorien (Österreich und die Tschechoslowakei), sah eine äußerst
zentralisierte gesamteuropäische Organisation unter der Führung von
Großdeutschland und Italien vor, und empfahl die Ausstellung von Direktiven von
den zentralen Organen als die Methode der Schaffung eines einheitlichen
Rechtssystems. In dieser Rede bezeichnete er die Durchsetzung der Nürnberger
Rassengesetze in diesem Rechtssystem als Hauptpriorität für Großdeutschland.
Ja, ich stimme der EU zu, das war ein Mann mit Visionen.
Ende Juni 1944 geriet Hallstein als NSFO, also als politischer Offizier, in
amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Man schenkte ihm großes Interesse, in dem
man ihn zum Lager Como in Mississippi, in den Vereinigten Staaten schickte. Bald
unterrichtete er wieder deutschen (gefangenen) Soldaten, dieses mal aber nicht
Nationalsozialismus, sondern Verfassungsrecht der Vereinigten Staaten im Rahmen
des Projekts „Sonnenblume“. Er wurde im Sommer 1945 freigelassen. Er besuchte
die Vereinigten Staaten wieder in 1948 und in 1949 als Gastprofessor der
Georgetown Universität, gleich bevor er zur Politik zurückkehrte. Was man zu
dem Zeitpunkt in Deutschland über ihn wusste, war dass er kein Nazi war und
gute Beziehungen zur amerikanischen Administration hatte.
Walter Hallstein ist ein hervorragendes Beispiel, dass die Amerikaner für
die Durchsetzung ihrer Interessen Menschen mit dunkler Vergangenheit
bevorzugen, denn diese sind viel leichter zu kontrollieren wegen ihrer
Vergangenheit. In seinem Fall imponierten ihnen seine Ideen über zentralisierte
gesamteuropäische Konstruktion, denn sie begriffen, dass so eine Konstruktion
das Instrument zu ihrer Kontrolle über das gesamte Kontinent (damals nur seines
westlichen Teils) sein konnte. In 1950 - 1951 verhandelte er den Schumann Plan
mit Jean Monnet, wobei er in 1951 Leiter der Dienststelle für Auswärtige
Angelegenheiten wurde. In 1957 unterzeichnete er mit Konrad Adenauer den Rom
Vertrag für Westdeutschland. Im Januar 1958 wurde er der erste Präsident der
Europäischen Kommission. Auf diesem Posten konnte er auch einen Teil seiner
Visionen verwirklichen wie zum Beispiel die äußerste Zentralisierung der EU,
einschließlich die Ausstellung von Direktiven, die bis heute die Praxis ist.
Als erster Präsident hatte er auch großen Einfluss auf die Auswahl der Experten
die im Apparat der EEC arbeiten sollten.
Walter Hallstein is in der Geschichte auch mit der Hallstein Doktrin
geblieben, die seit 1955 bis Anfang der 70ger Jahre ein Hauptprinzip der
Außenpolitik von Westdeutschland war. Diese Doktrin verfolgte die diplomatische
Isolation der DDR und nach ihr wurde die diplomatische Anerkennung der DDR bei
einem Land (außer der Sowjetunion) als „unfreundliche Akte“ bei der
Bundesregierung betrachtet. Also dieser Vater der EU hat nichts mit der
Vereinigung von Europa, sondern mit seiner Teilung während des Kalten Kriegs zu
tun.
Gehen wir zu einem anderen Vater der EU – dem Franzosen Jean Monet. Er ist
bekannt als „der amerikanische Bankier“, der während des Krieges versuchte eine
französische Armee unter der Führung der Vereinigten Staaten und als
Alternative der Freien Franzosen von de Gaulle zu schaffen. In seinem Brief an
den US Präsident vom 5. August 1943 schrieb er, dass es keinen Frieden in
Europa geben würde wenn die europäischen Staaten auf der Grundlage ihrer
nationalen Souveränität wiederaufgebaut werden. Er empfahl die
Wiederherstellung der ökonomischen Souveränität dieser Staaten zu verhindern,
denn diese Staaten mussten eine Föderation mit einer einheitlichen Ökonomie
bilden, wobei das föderative Model der Vereinigten Staaten umgesetzt werden
musste und die neue europäische Föderation die Ziele der Vereinigten Staaten in
Anspruch nehmen sollte. Ja, das sind die Visionen eines der größten Europäers!
Leider wurden diese Visionen umgesetzt und das ist ein wichtiger Teil der
Erklärung warum sich die EU in so einem tragischen Zustand heute befindet. Und
es wäre lächerlich, wenn es nicht traurig war, dass die Leiter der Delegationen
der zwei größten Länder der EEC, die den Schuman Plan verhandelten – also
Walter Hallstein und Jean Monet, eher die amerikanischen Interessen
verteidigten. Laut Philippe de Villiers wurden die Memoiren von Monet nicht von
ihm geschrieben und wurden vom Fond „Ford“ bezahlt.
Interessant ist auch der Lebenslauf vom dritten, aber vielleicht dem
bedeutendsten Vater Europas – Robert Schuman. Als Deputierter erklärte er sich
für Vollmacht für Marschall Petain den Waffenstillstand mit Nazideutschland zu
unterschreiben und war Flüchtlingsminister in seiner ersten Regierung. Aus
diesem Grund für einige Zeit nach der Befreiung von Frankreich war er nicht
berechtigt, sich mit Politik zu beschäftigen und öffentliche Posten zu
bekleiden. Er wandte sich an de Gaulle, dessen Antwort positiv war und bald
kehrte Schuman mit viel Erfolg ins politische Leben zurück. Nur Monate nach der
Wiederherstellung seiner Bürgerrechte war er schon Frankreichs Finanzminister
und die nächsten zwei Jahre war er schon Ministerpräsident. Am 9. Mai 1950 als
Außenminister präsentierte er die Schuman Deklaration, in der die Prinzipien
einer Supranationalen Demokratie formuliert wurden und Deutschland und andere
westeuropäischen Staaten eingeladen wurden, ihre Kohlen- und Stahlindustrien
zusammen zu verwalten im Rahmen der künftigen Europäische Kohle- und
Stahlgemeinschaft. Also die drei „Väter“ der EU sind ein Nazi, ein
Nazikollaborateur und ein Europäer, nach dem ein vereintes Europa unter
amerikanischer Kontrolle sein sollte. Das Buch von Philippe de Villiers
entlarvt aber, dass der eigentliche Vater der EU die Vereinigten Staaten von
Amerika waren (mit der aktiven Beteiligung der CIA) und die drei „Väter“ eher
hochrangige Ausführender der amerikanischen Vaterschaft waren. Diese
Vaterschaft, eher die Abhängigkeit der EU von den USA ist nicht nur in den
Formalitäten zu sehen – sowohl die USA und die EU haben ihre „Väter“, die USA
haben die Rede zur Lage der Nation, die EU hat die Rede zur Lage der Union,
aber auch in der reellen Politik – wie zum Beispiel die schändliche Anerkennung
von Juan Guaido als Präsident von Venezuela, obwohl dieser niemals zu diesem
Posten gewählt worden ist, ein Staatsstreich mit amerikanischer Hilfe versuchte
und sogar die meisten Oppositionellen in Venezuela ihn nicht als Präsident
anerkennen und diese Anerkennung eine Verletzung und Verachtung für die
Souveränität von Venezuela ist. Die Abhängigkeit von den Amerikaner ist ein
großer Teil der Erklärung für die heutige Blütezeit des Neokolonialismus und
der Sklaverei in der EU, obwohl diese Tatsache die europäischen Obrigkeiten,
einschließlich die neokolonialen Administrationen in Osteuropa für ihre
Verbrechen nicht entschuldigt. Wie ich schon erwähnt habe, als die Amerikaner
die Stärkung von Westeuropa als Bollwerk gegen den Ostblock wollten, erlebten die Integration und ihre
Mitglieder ihre Blütezeit. Als nach dem Sieg im Kalten Krieg die Amerikaner
Europa als Konkurrent zu betrachten begannen, begann der Zerfall dieser
Integration, die zum heutigen armseligen Zustand der EU und zum Chaos in Europa
führten. Haben Sie nicht gemerkt, dass es in Europa schon starke politische
Figuren nicht mehr gibt? Solche Figuren würden die Abhängigkeit von den
Amerikanern gefährden.
Und doch sehe ich in der Schaffung der Integration nach dem Krieg etwas
sehr positives und das war der Gedanke von Robert Schuman ein Ende der Kriege
in Europa für immer zu stellen. Wie Sie aber wissen, und wie die Entschließung
zeigt, ist dieser Gedanke schon tot für die EU Obrigkeit und also für die
Amerikaner.
Nun einige Worte zum Mythos über die Unversöhnlichkeit der Werte der
„westlichen Demokratien“ mit dem Nationalsozialismus. Diejenigen, die geholfen
haben, die Nazis zur Macht in 1933 zu bringen, und sie nach der Niederlage von
Nazideutschland zur Macht zurückgebracht haben, können in ihrem Wesen nicht
verschieden von den Nazis sein. Das ist genau so wahr für diejenigen (die
selben) die die Nazis zum Zweiten Weltkrieg provoziert haben.
Manche von Ihnen werden aber erwidern, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg
keinen Raub der Besiegten gegeben hat, wie nach dem Ersten Weltkrieg, und also
haben die Alliierten nicht für Märkte, Rohstoffquellen gekämpft, sondern um den
Nazismus niederzuschlagen. Wie gesagt, die Angelsachsen haben den Zweiten
Weltkrieg provoziert, um letztendlich Kontrolle über die Ressourcen der
Sowjetunion und des Rests der Welt und damit über die ganze Welt zu etablieren.
Und ja, es gab keinen Raub nach diesem Krieg weil das Land, das in erster Linie
vernichtet werden sollte – die Sowjetunion, als Ergebnis dieses Kriegs zur
Großmacht geworden ist und man brauchte
die Besiegten in guter Kondition, um den Kalten Krieg gegen diese neuen
Großmacht zu führen. Dieser Krieg mit dem ehemaligen Alliierte war
unvermeidlich, weil die Angelsachsen jede Unabhängigkeit von ihnen als feindliche
Akte einer Herausforderung betrachten und sie nicht tolerieren. Im Fall von
Westdeutschland, und insbesondere von Westberlin, kann man sagen, dass sie
nicht nur nicht geraubt wurden, sondern profitiert haben. Ich habe Westberlin
zum ersten mal wenige Monate vor der Mauerfall besucht und obwohl ich aus
Kopenhagen kam – die Hauptstadt eines der Länder mit dem höchsten
Lebensstandard in der Welt, wurde ich wirklich beeindruckt. Heute sind aber
keine Spuren von diesem Schaufenster geblieben trotz der Plünderung von
Ostdeutschland und vom ganzen Osteuropa.
Das britische Imperium ist verantwortlich für den Tod von etwa 150
Millionen Menschen während ihrer kolonialen Herrschaft. In Indien starben im
19. Jahrhundert 29 Millionen Menschen von Hunger als Ergebnis der Erhöhung der
Steuern auf die Ernte. Nur für zwei Jahre – 1942 und 1943 starben vor Hunger 5.5 Millionen Inder, vor
allem in Bengalen. Anfang des 20. Jahrhunderts war die durchschnittliche
Lebensdauer der Inder war 23 Jahre – etwa die Hälfte von der in Großbritannien.
Um 1800 hat man völlig die Bevölkerung von Tasmanien vernichtet.
In 1641 war die Bevölkerung von Irland 1.5 Millionen. Nach dem Feldzug von
Cromwell waren in 1949 schon nur 550 000 geblieben.
Die ersten Konzentrationslager sind in Südafrika von den Engländern während
der Kriege gegen die Buren (1899 – 1902) etabliert worden. 50% der burischen
Bevölkerung waren Häftlinge in diesen Lagern und 20% dieser Bevölkerung sind in
diesen Lagern gestorben.
Großbritannien hat Nordamerika 13 Millionen schwarze Sklaven geliefert und
verkauft. Das sind nur 25% bis 35% der Sklaven, die die Borde der Schiffe in
Afrika bestiegen – die anderen – etwa 40 - 50 Millionen sind während der Fahrt
gestorben.
In 1788 war die Anzahl der Ureinwohner von Australien 750 000. In 1938 war
diese Anzahl nur 31 000.
In 1842 vor den Opiumkriegen hatte China eine Bevölkerung von 416
Millionen, von denen 2 Millionen Drogensüchtige waren. In 1881 betrug die
chinesische Bevölkerung 369 Millionen, von denen 120 Millionen – also fast ein
Drittel, Drogensüchtige waren.
Koloniales Frankreich ist für den Tod von etwa 10 Millionen verantwortlich. Sehr berüchtigt
ist der Völkermord der Bevölkerung von Haiti zur Zeit von Napoleon. Die Ursache
war, dass man diese Bevölkerung mit stärkeren afrikanischen Sklaven ersetzen
wollte. Dazu gebrauchte man organisierten Hunger, ausgiebigen Gebrauch der
Todesstrafe und 100 000 Menschen wurden in den Frachträumen von Schiffen mit
Schwefeldioxid vergiftet. Im Krieg gegen Algier (1954 – 1962) hat Frankreich
1.5 Millionen Menschen ermordet.
Im belgischen Kongo nur binnen 50 Jahren hat die koloniale Verwaltung den
Tod von 10 Millionen verursacht – vor allem von Ausbeutung und grausamer
Gewalt.
Die Vereinigten Staaten haben hinter sich die Sklaverei und den Völkermord
der Indianer. Im Rahmen dieses Völkermords ist die Anzahl der Indianer nur im
ersten Jahrhundert nach Kolumbus mit 90% gefallen – zur Zeit von Kolumbus gab
es 60 – 70 Millionen Indianer, ein Jahrhundert später waren sie nur 5 – 6 Millionen.
Aber auch diese waren den Einsiedlern zu viel und diese setzten die Ausrottung
mit Hungertod fort. Um 1800 gab es in Nordamerika etwa 30 – 40 Millionen
Bisons, in 1910 waren sie fast völlig ausgerottet. Man gebrauchte die
ermordeten Tiere nicht – das Ziel ihrer Ausrottung war der Hungertod für die
Indianer. Jahrzehnte, fast Jahrhunderte erzählt Amerika zwei Mythen über die
Indianer als Erklärung für ihre Vernichtung – dass sie sehr aggressiv waren und
dass sie zu primitiv waren, um sich der „Zivilisation“ und überhaupt einer
Entwicklung anzuschließen. Der Mythos über die eingeborene Aggressivität der
Indianer wird von einem nordamerikanischen Feiertag – Thanksgiving, widerrufen.
Als die ersten Einsiedler nichts mehr zu essen hatten, gaben ihnen die gastfreundlichen
Indianer genug von ihrer eigenen Nahrung gegeben, ohne zu ahnen dass sie als
Dankeschön Völkermord bekommen würden. Und klar hat der Völkermord sie
aggressiv gemacht. Die Hauptbeschäftigung der Indianer zur Zeit von Kolumbus
war nicht die Jagd, sondern die Landwirtschaft – genau wie in Europa. Die Jagd
wurde zu ihrer Hauptbeschäftigung nach dem die Indianer von den fruchtbaren
Böden vertrieben waren zu Gebieten, die für Landwirtschaft untauglich waren. In
der Periode 1830 – 1839 wurden 5 der meist zivilisierten indianischen Stämme
deportiert. Diese Stämme waren sesshaft, gebrauchten europäischen Technologien,
hatten ihr Schrifttum und ihre Zeitungen. Man hat sie deportiert nicht weil sie
primitiv waren, sondern genau weil sie sich sehr gut an die neuen Bedingungen
angepasst hatten und mit der Zeit nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung
streben konnten. Außerdem hatten sie sehr fruchtbaren Boden und bei den
Cherokees hatte man Gold gefunden.
Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg, also nach der Sklaverei, hat man nicht
auf Bundes- sondern auf staatlichen Ebene Rassentrennungsgesetze verfasst, die
nicht viel verschieden als die Rassengesetze von Nürnberg sind. Während und
nach dem bei CIA organisierten Staatsstreich in Guatemala hat man 200 000 Menschen
umgebracht. Die zwei Atombomben in Japan haben 350 000 ausschließlich
Zivilisten ermordet, die Bomben über Dresden einige Monate früher – 200 000,
vor allem Frauen und Kinder, in Vietnam haben die Amerikaner etwa 3 Millionen
Zivilisten getötet.
Man spricht von 150 000 ermordeten Zivilisten in Afghanistan und um
Hunderte Tausende in Irak.
Bemerken Sie bitte, dass alle oben erwähnten Verbrechen von Staaten
verrichtet worden sind, die man als Demokratien sowohl damals, als auch heute
bezeichnete und bezeichnet und dass diese Demokratien bis heute ihre
Verantwortung anzuerkennen und wenigstens eine Entschuldigung für die
verbrecherische Vergangenheit zu geben ablehnen.
Seit Jahrzehnten schon läuft das Verbrechen „Osteuropa“, in dem sich alle
obenerwähnten Kolonialmächte beteiligen, aber auch und besonders von
Deutschland (das auch seine koloniale Verbrechen in Namibia hat), in dem Handel
mit menschlichen Organen, Sklavenarbeit und sexuelle Sklaverei
Schlüsselelemente sind.
Es stellt sich die Frage haben die Nazis Verbrechen begangen, die die
westlichen Demokratien nicht verrichtet haben? Eigentlich nicht. Die
Unterschiede sind in den Zielgruppen, in den Methoden, die oft moderne Technik
gebrauchten, wodurch die „Produktivität“ der Ermordung stieg und dass die
Massenmorde dieses mal in Europa verrichtet wurden. Also, um moralische
Unversöhnlichkeit kann keine Rede sein. Genau wie im Ersten Weltkrieg
ging es bei den Kriegsprovokateuren und Aggressoren um Interessen, Habgier,
Weltmacht und letztendlich um Raub. Das ist die Erklärung warum nach und
trotz der begangenen Verbrechen, als sie wegen des Kalten Kriegs wieder
gebraucht wurden, man die Nazis zurück an die Macht in Westdeutschland gebracht
hat.
Ich möchte diesen langen Artikel mit der folgenden Zitate vom Theoretiker
der englischen Gewerkschaftsbewegung T.
Dunning, die Karl Marx im „“Kapital“ gebraucht hat, beenden, die meiner Meinung
nach ein Gleichheitszeichen zwischen westlicher (kapitalistischer)
Demokratie und dem Nazismus stellt:
„Sichern Sie dem Kapital einen Profit von 10% und es ist bereit zu
handeln, bei 20% lebt das Kapital auf, bei 50% ist es bereit sich den Kopf zu
zerbrechen, bei 100% ist es bereit allerlei menschliche Gesetze und Normen zu
verletzen und bei 300% gibt es kein Verbrechen, dass es nicht begehen wird. Die
Beweise darüber sind der Schmuggel und der Sklavenhandel“.